"Zoom Erlebniswelt" in Gelsenkirchen Mit dem Handy in den Zoo

Gelsenkirchen · Tiere gucken ist toll. Und meistens reichen die kurzen Beschreibungen auf den Tafeln auch. Wenn nicht, hilft das Handy. Der Gelsenkirchener Zoo legt nun nach und erschafft virtuelle Welten.

 Auf einem Smartphone mit der App der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen ist ein zuvor über den QR-Code an einer Informationstafel aufgerufener Text über Watussirinder zu lesen.

Auf einem Smartphone mit der App der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen ist ein zuvor über den QR-Code an einer Informationstafel aufgerufener Text über Watussirinder zu lesen.

Foto: dpa, bt abl

Nur noch 60 Meter. Die Dämmerung macht es schwer, den Tiger hinter dem Baum zu erkennen. Ein Sturm hat die Gehege im Gelsenkirchener Zoo beschädigt. Ausgerechnet die Raubkatze hat ihre Chance genutzt und das Weite gesucht. Der Geländewagen hält. Der Schütze legt das Betäubungsgewehr an und trifft. Das Ganze zum Glück nur virtuell und damit anders als im Januar, als Luchskater "Findus" tatsächlich ein paar Tage ausgebrochen war.

"Zoomission" nennt die "Zoom Erlebniswelt" ihr neues digitales Angebot. Mit dem Start der neuen Saison an diesem Sonntag steht es zur Verfügung. Informatikstudenten haben die künstliche Welt im Computer erschaffen. Mit dicken "Virtual Reality"-Brillen können sich ein Fahrer und ein Fänger als Tierpfleger versuchen.

"Wir wollen durch solche Spiele neue Zielgruppen ansprechen", sagt Marketingleiterin und Biologin Sabine Haas am Donnerstag. Seit 2015 setze der Zoo auf digitale Erlebnisse. "Ein Smartphone ist sowieso schon in jeder Tasche", sagt Haas. Wer mag, kann damit etwa QR-Codes an die Hinweistafeln scannen - und Zusatzinfos bekommen. Wie alt werden Watussi-Rinder eigentlich? Welche Rolle spielen sie in ihrer Heimat in Ost- und Südafrika?

Ein neues System soll demnächst ohne Scannen auskommen. Mini-Sender, sogenannte Beacons, werden Informationen dann über Bluetooth an die Geräte senden. Am Löwengehege soll dann etwa ein kleiner Film zu sehen sein, der einen Löwen in freier Wildbahn bei der Jagd zeigt. "Es geht um das Verknüpfen von digitalen mit realen Elementen", sagt Haas. Inhalte wird unter anderem das Magazin "Geo" liefern.

Ebenfalls im Sommer will der Zoo seinen Besuchern ermöglichen, mit ausgewählten Tieren auf Tuchfühlung zu gehen: Mit einem Elefanten, einem Komodowaran oder einem Großen Panda etwa. Natürlich wiederum nur virtuell. "GreenPlanet" heißt die Installation. Computer versetzen den Besucher dabei in einen Film, in dem er dann etwa einen Orang-Utan streicheln kann.

Rundgang durch die "Afrika"-Erlebniswelt: Einige junge Leute haben tatsächlich ihr Handy in der Hand. "Nutzen sie die Zoo-App?" Nö. "Aber das WLAN", sagt einer. Das stellt der Zoo kostenlos zur Verfügung. Wie viele Besucher die ganzen Angebote auch nutzen, weiß Haas nicht. Aber: 20.000 Mal sei die Zoo-App schon heruntergeladen worden.

Und die Tiere, die immer noch ohne Smartphone auskommen? Bei den Schimpansen hält ein Jungtier die Älteren auf Trab. Sichtlich vergnügt wirft es sich immer wieder rücklings auf den Boden und lässt sich kitzeln oder kraulen. Im Flusspferd-Becken ist nicht so viel los. Die Tiere liegen im Wasser oder am Beckenrand. Vielleicht gibt es in diesem Jahr noch Nachwuchs. Party dagegen bei den Giraffen: "Mary" feiert Geburtstag, ihren 14. Die Pfleger haben leckeres Heu in eine "14" aus Draht gefüllt und den extravaganten Futterkorb nach oben gezogen. Ganz real. Schnell ein Foto - mit dem Handy.

(lsa/lnw)
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