Elefantenerziehung im Kölner Zoo Bambusstab statt Eisenhaken

Köln · Bilder aus dem Zoo Hannover schockieren Tierfreunde: Sie zeigen, wie Pfleger einen jungen Elefanten mit einem Elefantenhaken attackieren. Im Kölner Zoo setzt man für die Erziehung der Tiere auf eine andere Methode.

Ganz normale Erziehungsmethode oder Tierquälerei? Die Bilder des mit einem sogenannten Elefantenhaken gezüchtigten Jungelefanten aus dem Zoo Hannover machen seit Dienstagabend die Runde und empören Tierschützer. Dabei ist die "Hands on" genannte Haltungsform keine ungewöhnliche. Nahezu die Hälfte aller 26 deutschen Zoos setzt auf den direkten Kontakt mit den Wildtieren und den Einsatz von Eisenhaken zur Erziehung der Tiere.

Verband der Zoologischen Gärten verteidigt Zoo Hannover

"Auch diese Methode hat ihre Vorteile, das Tier kann leichter medizinisch betreut werden, der Pfleger eine engere Verbindung aufbauen", sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten. Anders als beispielsweise in den USA, will sein Verband daher keine Empfehlung für die alternative Haltung "Protected Contact" abgeben, die seit 2004 im Kölner Zoo praktiziert wird.

Diese sieht vor, dass zwischen Mensch und Tier jederzeit ein Absperrgitter steht. "Die Methode ist im Trend, immer mehr Zoos stellen um", hat Homes beobachtet. In Köln setzt man seit dem 15 Millionen Euro teuren Umbau des Elefantengeheges auf das neue Modell. "Die Pfleger haben dadurch ein geringeres Unfallrisiko", erklärt Zoodirektor Theo Pagel einen Vorteil, er weiß aber auch: "Man muss länger warten, bis das Tier das tut, was der Pfleger will. Dadurch ist auch der Personalaufwand deutlich höher." Fünf Pfleger kümmern sich täglich um die 15 Kölner Elefanten, statt des Hakens kommen lange Bambusstäbe und jede Menge Leckereien zur Belohnung zum Einsatz - das kostet, ist gilt aber als die tierfreundlichere Variante.

Peta kritisiert: Zoos sind Kosten für bessere Haltung zu hoch

Die Tierschutzorganisation Peta vermutet, dass die Kosten auch der Grund sind, wieso Zoos wie in Hannover oder auch Wuppertal noch immer auf die herkömmlichen Elefantenhaken setzen. "Diese Zoos kritisieren Zirkusse für die Elefantenhaltung, setzen aber selbst altertümliche Methoden ein, um Elefanten vorzuführen", sagt Peter Höffken, Fachreferent bei Peta.

Dem widerspricht Zoo-Verbandschef Homes: "Das Modell ist eine Philosophie, dient aber nicht dazu, den Tieren irgendwelche Kunststücke beizubringen." Und auch wenn in Köln seit nun mehr 13 Jahren die aufwändigere Variante, sieht auch Zoodirektor Pagel einige Vorteile in jenem Modell, das nun in Hannover für Empörung sorgt: "Mit der Hands on-Methode ist man näher am Tier, alles läuft schneller und direkter ab." Das gelte insbesondere für die medizinische Versorgung, nicht zu Show-Zwecken. "Klassische Elefanten-Shows hat der Kölner Zoo in den vergangenen Jahren nie durchgeführt", sagt Pagel. Die Richtlinien des europäischen Zoo-Verbands EAZA sehen solche Aufführungen schon länger nicht mehr vor.

Kleiner Elefant im Kölner Zoo geboren
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So süß ist der Elefantennachwuchs im Kölner Zoo

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Foto: Werner Scheurer

Kölner Zoo lädt zum Elefantentag

Erlaubt und auch in Köln angeboten ist allerdings Anschauungsunterricht. So lädt der Zoo am Sonntag zum Elefantentag. Schon für Donnerstag sind Journalisten zu einem Elefanten-Training eingeladen, bei dem die Tierpfleger demonstrieren, wie die Tiere ihre allmorgendliche Fußpflege erhalten. Zwei Stunden dauert die tägliche Prozedur.

Für Peta sind die Veröffentlichungen aus Hannover, die die Organisation heimlich drehte und dem ARD-Magazin "Report aus Mainz" zur Verfügung stellte, indes Grund genug, um die Elefanten-Haltung in Zoos grundsätzlich zu hinterfragen: "Elefanten gehören nicht in Zoos, sie dienen hier nur der Unterhaltung. Das muss ein Ende haben", so Höffken.

(cbo)
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