Köln Gauck in Köln: "Euer Hass ist unser Ansporn"

Köln · Der Bundespräsident besuchte gestern die Kölner Keupstraße, wo 2004 eine Nagelbombe explodierte.

Am zehnten Jahrestag des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße hat Joachim Gauck gestern dazu aufgerufen, gegen fremdenfeindliche Gewalt zusammenzustehen. Zum Auftakt einer Kundgebung in der Nähe des Anschlagsorts erinnerte der Bundespräsident vor mehreren Zehntausend Besuchern an den Terror des "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) und sagte: ""Euer Hass ist unser Ansporn." Mehr als zehn Jahre lang hätten die Mitglieder einer rechtsextremistischen Bande in Deutschland unerkannt rauben, morden und Anschläge wie den in der Keupstraße tätigen können, so Gauck weiter. Die Kölner beantworteten den Hass der Wenigen mit dem Mitgefühl und der Solidarität der Vielen. "Heute stehen wir zusammen", sagte Gauck. Es gehe um ein "Land, in dem wir ohne Angst verschieden sein können". Jeder könne und müsse dazu im Alltag seinen Beitrag leisten.

Am 9. Juni 2004 war in der überwiegend von Migranten bewohnten Keupstraße in Köln-Mülheim eine Nagelbombe explodiert. 22 Menschen wurden verletzt, manche lebensgefährlich. Die Polizei glaubte lange nicht an einen rechtsextremen Hintergrund. Erst Ende 2011 wurde deutlich, dass die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wohl auch für diesen Anschlag verantwortlich gewesen waren. Zum Gedenken an den Anschlag feierte Köln über die Pfingsttage ein Fest unter dem Motto "Birlikte - Zusammenstehen". Die Konzerte am Abend mit Künstlern wie Udo Lindenberg und Peter Maffay sowie den Bands BAP und den Höhnern mussten wegen der schweren Unwetter abgebrochen werden.

Gauck erinnerte an das Leid der Opfer durch den Terrorakt und die falschen Verdächtigungen. "Wir denken heute auch daran, wie viele Betroffene sich später alleingelassen oder sogar als Verdächtige behandelt fühlen mussten, wie viel Misstrauen damals gesät wurde", sagte er. Auch er habe erst spät erkannt, "dass ein menschenfeindlicher Fanatismus umgeschlagen war in Mord - ein böses Erwachen war das!" Zudem rief Gauck zu couragiertem Eintreten gegen Rassismus auf. "Im Alltag kann und muss jeder von uns etwas tun, damit Vorurteile und Hass das Miteinander nicht vergiften", betonte Gauck.

(dpa)
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