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Athen/Düsseldorf Geldbomber gegen den Bankensturm

Athen/Düsseldorf · Schon dreimal versorgte die EZB per Militärflugzeug griechische Finanzinstitute mit Bargeld.

Um die griechischen Banken vor dem Zusammenbruch zu bewahren, hat die Regierung in Athen angeordnet, dass die Geldinstitute heute geschlossen bleiben müssen. Zudem verfügte sie strenge Kapitalkontrollen. Pro Tag dürfen die Griechen maximal 60 Euro abheben, Auslandsüberweisungen sind verboten. Dennoch geht das Geld der Banken zur Neige. Und damit richten sich alle Augen auf die Europäische Zentralbank (EZB).

Die ist offenbar angesichts der großen Unsicherheit bereit, bei Bedarf zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen. "Die EZB war immer ganz eindeutig: Wenn wir mehr machen müssen, machen wir mehr", sagte gestern Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré. "Wir werden die nötigen Instrumente einsetzen." Details nannte er nicht.

Zu den EZB-Instrumenten gehören neben den Ela-Notkrediten, mit denen die Notenbank die griechischen Banken stützt, auch praktische Hilfen: Im Zeitraum zwischen 2010 und 2012 stand Athen genauso wie heute am Abgrund. Damals kam es zu einer EZB-Aktion, die genügend Stoff für einen Hollywood-Thriller geliefert hätte: Dreimal landeten Transportflugzeuge der griechischen Luftwaffe vom Typ "Hercules C-130" bei Nacht und Nebel in Wien und Rom. Als die Crew wieder in Richtung Heimatbasis Eleusis startete, wusste von den Piloten niemand etwas über die Ladung an Bord: 50- und 100-Euro-Scheine, bereitgestellt von den Notenbanken Österreichs und Italiens, säuberlich gebündelt und mit Folien verpackt. Bei dem ersten Flug am 10. Juni 2010 soll der Wert der Ladung 1,5 Milliarden Euro betragen haben.

Der Grund für den ungewöhnlichen Transport: Schon damals hoben viele verängstigte Griechen täglich den zulässigen Höchstbetrag bei ihrer Bank ab. Hätte auch nur ein Bankautomat die Auszahlung verweigert, wäre eine fatale Kettenreaktion in Gang gesetzt worden. Alle Sparer hätten die Banken gestürmt. Ein Bank-Run - so der Fachjargon - hätte zum endgültigen Kollaps des Finanzsektors führen können.

Schon damals schwieg die EZB beharrlich zu den Flügen. Erst ein im vergangenen Jahr veröffentlichtes Buch der griechischen Zentralbank offenbarte die Aktion.

Auch diesmal wird sich die EZB nicht dazu äußern, ob sie Hilfsflüge gen Griechenland startet. Das Sicherheitsrisiko ist zu groß. Doch selbst wenn sie in so kurzer Zeit genügend Geld zur Verfügung stellt - so recht glaubt niemand, dass die Banken wie von der Regierung in Aussicht gestellt morgen wieder öffnen. "Die Banken öffnen, sobald wir eine Einigung mit den Geldgebern erzielt haben", sagt Tsipras nun selbst.

Mit bangem Blick erwarten die Griechen den Freitag. An diesem Tag werden griechische Staatspapiere mit kurzen Laufzeiten ("T-Bills") in Höhe von zwei Milliarden Euro fällig. Dieser Termin ist vor allem für das Urteil der Rating-Agenturen wichtig. Diese hatten zuletzt noch einmal den Daumen gesenkt. In den Tagen darauf stehen mehrere Rückzahlungen an. Besonders kritisch wird es aber am 20. Juli, wenn die Tranche von rund 3,5 Milliarden Euro an die EZB fällig wird. Sollte diese Zahlung ausfallen, dürfte es der EZB Experten zufolge kaum noch möglich sein, weiter Ela-Kredite an griechische Banken zu vergeben.

Dass die EZB schon jetzt die Notkredite stoppt und so quasi die Einführung der Drachme erzwingt, ist unwahrscheinlich. In EZB-Kreisen wurde gestern klargestellt, es sei Sache der Politik, solche weitreichenden Entscheidungen zu treffen.

(höh/maxi/zie)
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