Gelungenes Klangexperiment

"Wow", entfährt es Hans-Joachim Roedelius beim Blick in das Publikum, das ihn und Stefan Schneider im Kleinen Haus des Schauspielhauses mit herzlichem Applaus empfängt. Man merkt Roedelius´ hingebungsvollem Klavierspiel an, dass an diesem Abend kein Aufguss des Konzertes in der Bergerkirche folgen wird, auch keine Live-Aufführung des gemeinsamen Albums "Stunden". Während das Leitmotiv des Titelstücks noch zu erkennen ist, bleibt der verhuschte Jazz von "Liebe" aus. Es gibt keine Playlist – was zählt, ist das Hier und Jetzt.

Die Konzentration des Duos überträgt sich auf die zahlreich erschienenen Gäste, die sich längst im Auditorium eines Hörsaals wähnen, in dessen Mitte die beiden Klangforscher experimentieren. Roedelius bedient die Tasten. Schneider moduliert, variiert und wirkt hinter den Reglern seiner geheimnisvollen Apparaturen, als ob er den Klang des Klaviers festhalten möchte. Es bleibt bei einem Echo, das begleitet von sanft wummernden Bässen im Raum verhallt. Immer wieder demonstrieren die beiden Musiker die flüchtige Natur der Musik und offenbaren so die in der Vergänglichkeit des Moments verborgene Schönheit. "Ein Einschlaflied noch", eröffnet Roedelius die Zugabe und entlässt das zufriedene Publikum mit einer heiter-melancholischen Melodie in die Nacht.

(RP)
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