Düsseldorf Germanwings-Absturz: Soforthilfe kommt nur langsam

Düsseldorf · Am 24. März stürzte der Germanwings-Flug 4U 9525 in Südfrankreich ab, am 27. März kündigte die Lufthansa Soforthilfen von 50 000 Euro pro getötetem Passagier an. Jetzt zeigt sich, dass sich die Auszahlung des Geldes hinzieht. "Vier der 16 von uns betreuten Familien haben noch kein Geld erhalten", berichtete gestern der Mönchengladbacher Anwalt Christof Wellens, "das ist der Lage nicht angemessen." Lufthansa bestätigt, dass sich die Zahlungen verzögern: "Wir wollen den Betroffenen schnell helfen, aber trotzdem müssen wir sichergehen, dass das Geld auch wirklich bei den Richtigen ankommt", erklärt ein Sprecher.

Bislang sind laut Lufthansa in 80 von 149 Fällen Entschädigungen gezahlt worden. Der Hauptgrund für die Verzögerung scheint zu sein, dass das Unternehmen Familien, die sich von Anwälten vertreten lassen, mit Anwälten verhandeln lässt, die alles etwas genauer machen wollen als Lufthansa selbst, die die anderen Fälle direkt betreut.

Bei einem rund 30 Jahre alten Mann wurden die Eltern beispielsweise von einer Kölner Anwaltskanzlei gebeten zu erklären, dass ihr Sohn auch wirklich nicht verheiratet ist. "Wir können da nur klarstellen, dass der Sohn nach allen Erkenntnissen nicht verheiratet ist", sagt Anwalt Wellens, "und eine heimliche Eheschließung ist erst recht nicht anzunehmen."

Trotz dieses Problems ist davon auszugehen, dass die Lufthansa die Angehörigen der Opfer großzügig entschädigen wird. Insgesamt haben die Versicherungen 300 Millionen Dollar (282 Millionen Euro) zurückgelegt, um für die Schäden aufzukommen. Rund 250 Millionen Euro davon könnten bei den Angehörigen der 149 Opfer landen. Das wären im Schnitt pro Kopf 1,7 Millionen Euro. "Für Kinder, deren Vater starb, wird es sicher für den künftigen Unterhalt besonders viel Entschädigung geben", sagt der frühere Innenminister Gerhart Baum, "bei anderen Angehörigen gibt es weniger."

(RP)
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