Neuss Halbmond-Debatte in Neusser CDU

Neuss · Medienberater kritisiert: "Neusser CDU hat Diskussion aus der Hand gegeben."

Nein, Austritte habe es bisher noch nicht gegeben. Aber Vorsitzender Jörg Geerlings räumt ein, dass viele seiner 1400 CDU-Mitglieder in Neuss "aufgeregt sind". Der Grund: Ihr türkischstämmiger Parteifreund Yasar Calik (37) hatte im Wahlkampf mit einem türkischen Halbmond im CDU-Logo geworben. Der Ratskandidat hat seinen Fehler inzwischen bedauert; Vorsitzender Geerlings hat sich von der Aktion distanziert und die Verteilung gestoppt.

Doch damit ebbt die Aufregung in der 153 000 Einwohner zählenden Großstadt nicht ab, in der seit Gründung der Bundesrepublik immer eine CDU-geführte Mehrheit regiert.

Vor allem im Internet wird am Neusser Halbmond-Eklat diskutiert, wie berechtigt es ist, wenn Migranten und deren Kinder politische Teilhabe beanspruchen. Viele aus der äußersten rechten Ecke melden sich zu Wort - aber nicht nur. Im Ergebnis steht die CDU, vor allem ihr Neusser Stadtverband, unter Druck. NRW-Chef Armin Laschet reagierte am Dienstag noch mit vielsagendem Schweigen. Schneller war sein Neusser CDU-Anführer Geerlings, der im Internet klar Position für das christliche Menschenbild bezog. Gut, aber nicht gut genug - meint Thomas Knüwer, der Unternehmen im Umgang mit neuen Medien berät. Zu versuchen, die Situation mit einem Beitrag zu klären, sei richtig gewesen. Aber, fügt Knüwer hinzu, mit der Entscheidung, nicht mehr auf Kommentare einzugehen, habe er "die Debatte aus der Hand geben". Agenturchef Knüwer rät davon ab, Kommentare - etwa auf Facebook - einfach zu löschen. Das provoziere und belege nur die Hilflosigkeit der Partei: "Statt die Diskussion an sich zu ziehen, überlässt sie den Kommentatoren das Feld."

Auch CDU-intern wird die Debatte leidenschaftlich geführt. Vor allem Mitglieder fordern ein klares Bekenntnis zum "C". "Darüber wird noch zu reden sein", sagt ein Mitglied aus dem Vorstand.

(RP)
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