Düsseldorf Darum ist es mit Hund am Rhein so schön

Düsseldorf · Täglich sind Dutzende von Menschen mit ihren Vierbeinern am Flussufer zwischen Oberkassel und Mönchenwerth unterwegs.

 Roswitha Kels ist mit ihren 80 Jahren jeden Tag mit Hündin Flocke unterwegs.

Roswitha Kels ist mit ihren 80 Jahren jeden Tag mit Hündin Flocke unterwegs.

Foto: Anne Orthen

Architekt Jens Bonsch (46) wohnt an der Stadtgrenze zwischen Düsseldorf und Büderich. Schaut er aus dem Fenster, sieht er den Rheindeich. Und fast jeden Morgen sieht er ihn nicht nur, sondern erläuft ihn - buchstäblich.

Die Joggingrunde gehört zum festen Programm, erst danach geht es an den Schreibtisch, sagt Bonsch. Unterwegs ist er auch bei schlechtem Wetter, kneifen gibt es nicht - dafür sorgt Paul. Paul ist acht, hat ein weißes Fell mit schwarzen Punkten: ein typischer Dalmatiner. Dass sein Chef an den Rheinwiesen entlang trabt, findet der Hund großartig - wie ein Fernaufklärer kreist er um ihn herum, oft mehr als 100 Meter weit weg, aber seinen Herrn immer im Auge. Allein sind die beiden nie unterwegs, denn das Gelände an den Ufern des Flusses ist eines der beliebtesten Freizeitgebiete Düsseldorfs.

 Axel Kolb mit Anna. Gemeinsam legen sie bis zu 2500 Kilometer im Jahr zurück.

Axel Kolb mit Anna. Gemeinsam legen sie bis zu 2500 Kilometer im Jahr zurück.

Foto: Anne Orthen

Hunderte von Menschen laufen, radeln, spazieren dort, oft mit Kindern, noch öfter mit Hunden. Auf den Wiesen sieht man häufig Reiter, im Sommer ist der Sandstrand beliebter Treff für Leute jedes Alters, die dort grillen, Party machen oder nur den Blick auf das Wasser und die andere Rheinseite genießen. Derzeit liegen Tausende Kubikmeter Schwemmholz zwischen Ufer und Deich, es ist liegengeblieben, als das Wasser sich zurückzog. Spätestens im Sommer wird das Holz weg sein - perfektes Brennholz. Die Menge an Plastikmüll dazwischen ist zwar nicht mehr so hoch wie vor wenigen Jahren noch, aber Tüten, Flaschen, Dosen und anderer Unrat ist immer noch reichlich da. Anders als Nachbar Meerbusch schafft Düsseldorf es nicht, sauber zu machen. Womöglich wartet man auf den Dreck-Weg-Tag.

Den Hunden ist das Ganze eh egal - sie nutzen den freien Auslauf, und derzeit sind viele von ihnen fasziniert von den frisch mit (aus Holland importierter) Gülle gedüngten Wiesen auf der Büdericher Seite. Zweibeiner rümpfen die Nase, für Hunde ist es wie ein duftendes Wellnessbad. Roswitha Kels (80) kennt das alles seit ihrer Kindheit.

 Jens Bonsch ist mit Paul auch bei schlechtem Wetter unterwegs.

Jens Bonsch ist mit Paul auch bei schlechtem Wetter unterwegs.

Foto: Anne Orthen

Die rüstige Seniorin, ebenfalls jeden Tag mit ihrem Hund (Flocke, weiblich, 10) am Rhein auf den Beinen, will und kann auf die Runde nicht verzichten. Sie wohnt nicht weit weg, und wacker machen sich die beiden nicht mehr ganz so jungen Damen regelmäßig auf den Weg Richtung Rhein. Was sie stört? Manche Radfahrer, die ihre Flocke als "Köter" beschimpfen und rücksichtslos vorbeirasen.

 Amelie Schlaga hat ihrem Hund eine Rollkonstruktion gebastelt.

Amelie Schlaga hat ihrem Hund eine Rollkonstruktion gebastelt.

Foto: HO

Das würden die sich vermutlich bei Anna nicht trauen. Sie ist ein belgischer Schäferhund, drei Jahre alt und somit erwachsen. Anna sieht respekteinflößend aus, ist aber total friedlich. Ihr Eigentümer Axel Kolb (57) hat ausgerechnet, dass er dank seines Hundes im Jahr rund 2500 Kilometer auf dem Stück zwischen Oberkassel und Flughafenbrücke zurücklegt. "Und die Kilometer, die ich mit dem Rad fahre, hab ich noch gar nicht mit eingerechnet." Er greift viermal täglich zur Leine und zieht los. Oft trifft er auf Willi Speit - der 83-Jährige ist fest davon überzeugt, dass ihn die weiten Wanderungen mit dem Hund (Leo, 10) fit halten. "Ich habe vor ein paar Wochen zum ersten Mal seit Jahren eine Erkältung gehabt. Hatte ich vorher lang nicht."

Dass Leo gut im Futter steht, ist unübersehbar. Gut, dass er so viel Bewegung hat. Die ist bei der zehnjährigen Mischlingshündin Maya nicht selbstverständlich: Seitdem sie vor einigen Jahren von einem Auto angefahren wurde, sind ihre Hinterbeine teilweise gelähmt. Dennoch ist sie mit ihrem Frauchen am Rheinufer bei Lörick unterwegs: Amelie Schlaga (32) hat ihrem Hund eine Rollkonstruktion bauen lassen, in dem der hintere Teil des Körpers liegt, so dass Maya sich bewegen kann. Amelie Schlage ist Tierärztin und fest davon überzeugt, dass es dem Hund gut geht. "Sie hat Freude am Leben, und sie hat keine Schmerzen. Sonst würde ich das nicht machen."

(RP)
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