Krefeld De Greiff bei den Krefeld Pinguinen

Krefeld · Cornelius de Greiff, Seidenbaron und Wohltäter Krefelds, besucht die Krefeld Pinguine. Eislaufen war ihm vertraut - Sport mit diesem Tempo nicht. Er wäre beeindruckt und begeistert gewesen.

 Cornelius de Greiff als Pinguine-Fan (l.), auf der Eismaschine (M.) und am Spielfeldrand der Eisspielfläche. Cornelius de Greiff als Pinguine-Fan (l.), auf der Eismaschine (M.) und am Spielfeldrand der Eisspielfläche. Cornelius de Greiff als Pinguine-Fan (l.), auf der Eismaschine (M.) und am Spielfeldrand der Eisspielfläche.

Cornelius de Greiff als Pinguine-Fan (l.), auf der Eismaschine (M.) und am Spielfeldrand der Eisspielfläche. Cornelius de Greiff als Pinguine-Fan (l.), auf der Eismaschine (M.) und am Spielfeldrand der Eisspielfläche. Cornelius de Greiff als Pinguine-Fan (l.), auf der Eismaschine (M.) und am Spielfeldrand der Eisspielfläche.

Foto: Philip Lethen

Wir haben unseren Cornelius de Greiff zum Training der Krefeld Pinguine geschickt. Schlittschuhlaufen war in seiner Zeit ein Vergnügen, das man aus Gemälden, aber auch aus Norddeutschland oder den Niederlanden kannte - den kampfbetonten Wettkampf aber kannte er nicht. Hier seine Eindrücke.

An die hochwohllöblichen Krefelder anno domini 2017!

 Cornelius de Greiff beim Training der Krefeld Pinguine - echte Pinguinvögel dürfte de Greiff nicht aus eigener Anschauung, sondern nur aus der Literatur gekannt haben.

Cornelius de Greiff beim Training der Krefeld Pinguine - echte Pinguinvögel dürfte de Greiff nicht aus eigener Anschauung, sondern nur aus der Literatur gekannt haben.

Foto: Philip Lethen

Ei der Daus, diese wackeren Männer auf ihren sinnreich eingerichteten Schuhen haben unsereinen ja um den Verstand gewirbelt! So schnell haben sie sich bewegt; so schnell gar wie die schnellste Maschine meiner Zeit, Adler genannt, Deutschlands erste Eisenbahn, die im Jahre 1835 erstmals durch deutsche Lande gerast ist und 65 Kilometer per Stunde hinter sich bringen konnte, so viel, dass mancher Medicus um die Gesundheit der Reisenden fürchtete, und so schnell wie nie zuvor in der Geschichte menschlicher Geschicke, es sei denn, man fiel einen Berg hinab. Und dann der Name ! Pinguine! Gesehen habe ich noch keinen dieser seltsamen Vögel; wohl weiß ich, dass der portugiesische Seemann Alvero Vello im Jahre des Herrn 1497 diese Vögel gesehen und beschrieben hat. Auch Sir Francis Drake hat diese Art Vögel gesehen und sie, obgleich sie nicht fliegen können, mit fetten englischen Gänsen verglichen - auch dem Geschmacke nach, denn die Lauftiere waren leichte Beute für die Seefahrer. Was unsere wackeren Sportler mit Drakes Leibspeise zu tun haben, das weiß ich nun nicht. Aber ich bin ja auch neu hier in dieser Zeit.

Eislaufen, freilich, das kennen wir schon besser aus eigener Anschauung als Pinguine, zumal besonders die vortrefflichen niederländischen Meister der Malerei diese Lustbarkeit fein zu malen wussten. Eis hatten wir freilich genug: Europa erlebte von 1500 bis etwa 1850 eine Periode der Kälte; eine kleine Eiszeit; am kältesten war es um 1600, so dass alldort wintershalber die Gewässer stets fest zugefroren waren. Meister Rembrandt hat gar schöne Bilder vom Eislaufvergnügen gemalt, wie überhaupt die Niederländer auch ganz realiter Meister des Eislaufens und des Kufenbaus waren. In den Chroniken aus dem 16. Jahrhundert wird berichtet, dass die niederländischen Freiheitskämpfer - die Geusen - im Winter viel schneller sich bewegen konnten als die spanischen Heerleute von Herzog Alba, weil sie sich mit Kufen auf Eis bewegten. Wie aber Eure Pinguine hier geschwinde übers Eis fegen, und das auf künstlichem Eis mitten im Herbst, der so warm ist, dass an Eis nicht zu denken ist, das ist wundersam. Wahrlich, ihr habt es weit gebracht! Auf einem Gemälde von Jan von Goyen (1596 - 1656) ist wohl zu sehen, dass auf dem Eis mit einem Ball gespielt wurde, aber es ging wohl gar langsam zu; das schwarze kleine Höllending, das ihr Puck nennt, das ist doch wohl ganz und gar etwas anderes!

Ob sich wackere Männer so schnell bewegen sollen wie die Pinguine, ist wohl zuvörderst eine Frage, die ein Medicus beantworten muss. Zu meiner Zeit war Turnen ganz außerordentlich beliebt; populär gemacht von Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn (1778 -1852), einem wackeren Pädagogicus, der den Deutschen das Turnen beibrachte. In Crefeld hat 1844 Johann Anton Caspar Imandt den ersten Krefelder Turnverein gegründet und 1846 eine Abteilung für Mädchen. Den Mann hat das Schicksal mancher Weber gerührt, die sich kaum am Webstuhl halten konnten. Es heißt, dass die Weber Vorrichtungen ersonnen haben, um sich mit Seilen aufrecht am Webstuhl zu halten.

Der Kunst des Turnens habe ich mich nicht befleißigt; wie überhaupt unsere wackeren Crefelder neben des Tages Arbeit wenig Zeit für derlei Müßiggang des Leibes fanden. Ich bin lieber per pedes durch mein Crefeld spaziert, welche Leibesübung der Verdauung förderlich war und dem allgemeinen Wohlbefinden zugute kam. Nun, was ich fürderhin schon verstehe, ist, dass es heute so viele Menschen bei euch gibt, die ganz närrisch darauf aus sind, den Pinguinen bei ihren Spielen zuzuschauen, welche ein wenig an das Treiben in einem Circus Maximus erinnern, nur eben ohne Löwen. Aber an Gladiatoren gemahnen die Spieler mit ihren Helmen schon! Heissa, welch eine Lustbarkeit, wie sie in Heeresformation flitzen, als sei Herzog Alba mit 500 spanischen Hellebarden hinter ihnen her! Ein Spaß wie Goethen in seinem Faustus geschrieben hat: Man fühlt sich ganz kannibalisch wohl! Herrliche Zeiten!

So schätztet denn solche Lustbarkeit, die an Schlachten erinnern, aber höchsten mal einen Zahn kosten und dergestalt sind, dass man danach friedlich nach Hause geht und den lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Denn Frieden, meine Crefelder, ist das Höchste!

Es grüßt euch, wackere Bürgerschar,

demütigst

euer

Cornelius de Greiff

(RP)
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