Wassenberg "Schlüssel zum Glück" für den Wassenberger Bergfried

Wassenberg · Wassenberg hat zehn Glücksorte vorgestellt, die anregen, das Positive im Leben zu entdecken.

 Wochenendimpression vom winterlichen Gondelweiher. In der Wassenberger Gartenachse befinden sich gleich mehrere Glücksorte, die Besucher am Aktionswochenende erstmals erkunden konnten.

Wochenendimpression vom winterlichen Gondelweiher. In der Wassenberger Gartenachse befinden sich gleich mehrere Glücksorte, die Besucher am Aktionswochenende erstmals erkunden konnten.

Foto: Hahn

Die Welt mal mit anderen Augen zu sehen, dazu regen seit Samstag zehn "Glücksorte" in Wassenberg an. "Der positive Blick auf die Welt um uns, macht uns glücklich", sagt der Glücksbotschafter und international aktive Autor Leo Bormans, der nach 100 Vorschlägen von Wassenberger Bürgern gemeinsam mit seinem Team und der Wassenberger Stadtmitarbeiterin Sabrina Martin zehn besondere Orte ausgewählt hat, an denen nun Stelen "Glückswanderern" nach kurzen Informationen Gedankenanstöße geben, sich mit sich und dem Ort kreativ zu beschäftigen.

Das sind sie nun, die bislang geheimgehaltenen Glücksorte: Bergfried, Roßtor, der Mammutbaum im Küstersgarten, der Rosengarten beim Gondelweiher, das Judenbruch, Birgelener Pützchen, die Vogelbeobachtungshütte am Effelder Waldsee, das Haus am See in Ophoven, die Rur bei Orsbeck und die Mariengrotte in Myhl.

 Projektanreger Leo Bormans (3.v.l.), Bürgermeister Manfred Winkens (r.) und seine Kollegin Monique de Boer-Beerta aus Roerdalen (3.v.r.) im Kreise von Wassenberger Bürgern, die über ihre persönlichen Glückserfahrungen an den von ihnen vorgeschlagenen Glücksorten berichteten.

Projektanreger Leo Bormans (3.v.l.), Bürgermeister Manfred Winkens (r.) und seine Kollegin Monique de Boer-Beerta aus Roerdalen (3.v.r.) im Kreise von Wassenberger Bürgern, die über ihre persönlichen Glückserfahrungen an den von ihnen vorgeschlagenen Glücksorten berichteten.

Foto: Ruth Klapproth

Sabrina Martin, wies, nachdem Bürgermeister Manfred Winkens seine Roerdalener Kollegin Monique de Boer-Beerta begrüßt hatte, auf die Verbindung der nun 35 Glücksorte in den befreundeten Nachbargemeinden hin. Denn von Roerdalen hat Wassenberg gelernt. Und deshalb heiße die Devise nun "Roerdalen und Wassenberg zusammen machen glücklich".

Bevor Wassenberger, die sich an den Nominierungen beteiligt haben, ihre Favoriten vorstellten, bemühte sich Leo Bormans, wie schon bei der Informationsveranstaltung, das Ziel des Projekts vom oberflächlich-kitschigen Beigeschmack zu befreien mit einem kleinen Ausflug in die Psychologie. Glück könne natürlich nicht befohlen werden, auch Traurigkeit gehöre zum Leben, sagte er. Aber ein Teil des Gefühls innerer Zufriedenheit könne sich jeder Mensch erarbeiten. Neben der genetischen Veranlagung sind immerhin 40 Prozent Einstellungssache, zitierte er Forschungsergebnisse.

 Stelen an den Glücksorten geben in Deutsch und Niederländisch Erläuterungen und Glückstipps. Vögel kennzeichnen spezielle Kindertipps.

Stelen an den Glücksorten geben in Deutsch und Niederländisch Erläuterungen und Glückstipps. Vögel kennzeichnen spezielle Kindertipps.

Foto: Jürgen Laaser

Dies konnten die Bürger nachvollziehen, die über ihre Glücksgefühle offen redeten. Walter Bienen vom Heimatverein etwa, der das Stadtwahrzeichen Bergfried nominiert hatte, das er Besuchern in Führungen nahebringt. Er beschrieb die Reaktion von Menschen, wenn sie die Aussichtsplattform betreten. "Ist das schön" höre er von vielen, die an die Balustrade treten. "Andere atmen tief, genießen spürbar den Augenblick, bevor es dann erst an die rationale Erfahrung dessen geht, was man sieht." Dazu lädt die Glückstafel vor Ort ein, die dazu auffordert, etwas in der Landschaft auszuwählen, das die "Mitspieler" erraten müssen. Aber auch die Fantasie wird angeregt, etwa beim Besteigen des Turms, als Weg, sich über seine Träume klar zu werden: "Welche Schritte können Sie in Richtung ihres Traums machen?" heißt es da unter anderem.

Frajo Beckers aus Birgelen, der das Pützchen nominiert hat, beschrieb als seine Glückserfahrung, nicht nur die große Ruhe, die er beim Gebet im Kapellchen erfahre. "Der Weg dorthin ist schon Meditation", sagte er, mache offen für viele Sinneseindrücke von Natur und Vogelwelt auf diesem Weg, "und man kommt mit so vielen Leuten ins Gespräch." Beckers schilderte spannende Begegnungen mit Tamilen, die die Gottesmutter sehr verehrten. Effelds Ortsvorsteher Alexander Staas beschrieb seine Glücksgefühle beim frühmorgendlichen Sonnenaufgang an der Vogelbeobachtungshütte am naturgeschützten Ufer des Effelder Waldsees. Ophovens Ortsvorsteher Dirk Schulze berichtete über die Reaktionen vieler beglückter Besucher des Weiherparks, einer Oase der Ruhe, die aus ehrenamtlichem Engagement heraus vor neun Jahren vom Dorfverschönerungsverein angelegt und bis heute gepflegt wird. "Auch freiwilliges Engagement macht glücklich", sagt Leo Bormanns. Zustimmung bei den Ophovener Glückbotschaftern.

Vor sieben Jahre ist Johanna Leuchter nach Orsbeck gezogen. Ihre beruhigend-anregenden Abendrunden zum Rurufer als Gegenpol zum hektischen Alltag möchte sie nicht mehr missen - ein tägliches Glückserlebnis. Seniorin Ilse Coenen aus Myhl erinnert sich noch an Kindheitserlebnisse an der Mariengrotte am Justusberg, an der Steine aus dem Wallfahrtsort Lourdes verarbeitet wurden. Ein Glücksort, zu dem sie bis heute rund dreimal pro Woche spaziert.

Wer zu den Glücksorten wandern und die Glücktipps und -aufgaben auf den Stelen erkunden möchte, bekommt dazu entsprechende Broschüren und Faltblätter im Naturpark-Tor am Pontorsonplatz. Dort ist auch der Ausgangspunkt für eine Schnitzeljagd für Kinder: Vögel weisen den Weg und stellen die Aufgaben. Als Belohnung winkt zuletzt der "Schlüssel zum Glück" - für den Bergfried.

(RP)
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