Köln Hooligans sind in der Regel nicht rechtsradikal

Aus Sicht des Verfassungsschutzes geht es bei der scheinbaren "Verbrüderung" von Hooligans und Neonazis um ein völlig neues Phänomen. Bislang war es in der Regel so, dass Rechtsextremisten von Verfassungsschützern beobachtet wurden, für die Hooligan-Szene war die Polizei zuständig. Wenn es nun zu einer zunehmenden Durchmischung kommen würde, müssten sich auch die Landesämter und die Bundesebene darauf einstellen und eventuellen Verflechtungen auf den Grund gehen. Offensichtlich war der Verfassungsschutz genau so wie die Polizei vom Gewaltpotenzial in Köln überrascht.

Den Erkenntnissen der Nachrichtendienste zufolge waren rund 500 der 4800 Teilnehmer in Köln Neonazis. "Die Rechten kamen vor allem aus dem Raum Aachen und Dortmund", erklärt der Leiter des Staatsschutzes in Köln, Volker Joest. Der Großteil der Hooligans reiste aus Norddeutschland und aus dem Ruhrgebiet an. Zudem waren auch einige Hools aus Dresden in Köln. Sie waren da, weil ihr Verein Dynamo Dresden am Vortag in Duisburg gespielt hatte.

Innerhalb der Hooliganszene gibt es große Unterschiede. Nicht alle sind Neonazis - im Gegenteil. Auch in Köln distanzierte sich ein Großteil der Hools von den Rechtsradikalen. Hools sind eigentlich nicht politisch. Der Fußball dient ihnen meistens nur als Grund und Anlass, sich gegenseitig zu verprügeln. "Auf Unbeteiligte gehen sie normalerweise nicht los", sagt ein szenekundiger Polizist. Dass sich eigentlich miteinander verfeindete Gruppierungen - wie jetzt in Köln - zusammenschließen, kommt auch bei Länderspielen vor. Dann richtet sich ihr Hass gegen die gegnerische Nation. Die Hochzeiten des Hooliganismus waren in den 80er Jahren. Damals kam es regelmäßig zu Straßenschlachten mit der Polizei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort