Erkelenz Investoren wollen Macht der RWE-Städte begrenzen

RWE-Chef Peter Terium ist stets für eine Überraschung gut. Aus der Hauptversammlung 2014 machte er ein Werbeshow für intelligente Stromzähler. Das Treffen gestern starteten er und seine Vorstände mit einer Talkrunde. Jeder durfte mal sagen, wie sehr ihn die Lage von RWE belastet. Dann wurde ein Film eingespielt, in dem RWE-Mitarbeiter zwischen Schaufelrad-Baggern und spielenden Kinder erzählen, wie sie ihre Jobs lieben. "Verzweifelte Show", nannte Kleinaktionär Dillmann das in seiner Rede.

Zum Verzweifeln sind auch die Perspektiven, die Terium aufzeigte. RWE stellt sich für 2015 auf einen erneuten Gewinneinbruch ein. Besorgte Aktionäre beruhigte Terium: "Trotz der hohen Schulden droht nicht, dass RWE kurzfristig zahlungsunfähig wird." RWE hat Schulden von 31 Milliarden Euro. Grund genug für Investoren, eine Senkung der Dividende zu fordern. "Wir sollten das Geld besser im Unternehmen lassen", sagte Marc Tüngler von der Aktionärsvereinigung DSW. Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volksbanken, stimmte sogar gegen den Vorschlag, nun einen Euro pro Aktie auszuschütten. "RWE braucht jeden Cent für Zukunftsinvestitionen", sagte ihr Vertreter Ingo Speich. Zugleich mahnte er die Städte, nicht nur an die Dividende zu denken. Die Kommunen, die 25 Prozent an RWE halten, brauchen die 150 Millionen Euro, die ihnen für 2014 zufließen, dringend. Nur weil das Geld winkte, stimmten sie jüngst im Aufsichtsrat Teriums Vertragsverlängerung zu. Bald muss der Aufsichtsrat eine andere wichtige Personalie klären: Aufsichtsrats-Chef Manfred Schneider (76) kündigte nun doch an, nach 2016 nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

"RWE steckt strategisch in der Sackgasse", kritisierte Aktionärsvertreter Speich. RWE sei größter Kohlendioxid-Emittent in Europa und mit einem Ökostrom-Anteil von 7,5 Prozent Schlusslicht der Branche. "Wie soll sich das ändern bei dem kleinen Investitionsbudget?"

Terium stellt allerlei Pläne zum Verkauf von Dienstleistungen vor, blieb zum Unmut der Aktionäre aber Zahlen schuldig. Andere fragten, warum RWE nicht dem Vorbild von Eon folge und sich aufspalte. RWE strebe das derzeit nicht an, sagte Terium, aber: "Wir behalten uns vor, eine Aufspaltung zu prüfen, sollten sich die Marktbedingungen weiter gegen uns wenden."

(RP)
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