Berlin "Jülicher Atomtransporte illegal"

Berlin · Greenpeace legt ein Rechtsgutachten zur Verlagerung des Atommülls vor.

Rund um den Jülicher Versuchsreaktor braut sich ein neuer Großkonflikt zusammen. Aufgeschreckt von einer bereits getroffenen deutsch-amerikanischen Absichtserklärung zum möglichen Transport von knapp 300 000 hochradioaktiven Atomkugeln von Jülich in die USA, legte die Umweltschutzorganisation Greenpeace nun in Berlin ein Rechtsgutachten vor, wonach die Verlagerung des Jülicher Atommülls in eine Wiederaufbereitungsanlage in South Carolina illegal wäre. Offenkundig soll damit weitergehender Protest argumentativ vorbereitet werden.

"Einem solchen Transport wird die Anti-Atom-Bewegung zu begegnen wissen", lautete die unmissverständliche Einschätzung von "Greenpeace"-Kernphysiker Heinz Smital. Die Bereitschaft zu Aktionen unterstrich die Organisation bereits am frühen Morgen, als sie die Botschaft des Gutachtens auf die Wand des Jülicher Reaktors projizierte: "Atommülltransport aus AKW Jülich illegal" stand dort meterhoch zu lesen.

Weitere Protestaktionen sind geplant, wenn Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Montag die Sitzung der Kommission besucht, um ihre Position zu verdeutlichen. Das Terrain hat allerdings ihre Kabinettskollegin, Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), bereits geebnet und auf die Rechtsposition verwiesen, wonach der Reaktor in Jülich ein Forschungsreaktor sei und für dessen Müll dann auch andere Maßstäbe gelten als für kommerzielle Atommeiler.

Doch aus "Greenpeace"-Sicht stand die Stromerzeugung im Mittelpunkt. Von 1967 bis zur endgültigen Stilllegung im Jahr 1988 seien 1,5 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz gespeist worden. Zum Beleg stellte Smital eine in Kunstharz eingegossene "Atomkugel" auf den Tisch. Sie stammte aus dem Jahr 1977, und damals hatten die Anlagenbetreiber, lokale Elektrizitätsversorger und die Stadtwerke Düsseldorf, stolz darauf geschrieben "Zehn Jahre Stromerzeugung 1967 bis 1977", und als Erklärung: "100 000 kugelförmige Brennelemente enthält der Kugelbett-Hochtemperaturreaktor - der Welt heißester Kernreaktor". Von Forschung ist nicht die Rede, allerdings ist Absender ausdrücklich die Arbeitsgemeinschaft "Versuchsreaktor".

(may-)
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