Kaufmann hat Stress im Ensemble

Ihr erstes Gastspiel in Düsseldorf stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Christine Kaufmann folgte dem Ruf von René Heinersdorff ans "Theater an der Kö" mit großer Freude. Die Rolle in "Herbstgold", einem Stück von Folke Braband, der auch Regie führte, gefiel ihr. "Alice ist eine ungeheuer komplexe Persönlichkeit. Sie lügt sich an und kann diese Lüge dann nicht mehr ertragen", sagt sie zu ihrer Rolle. "Ihre Trauer gilt nicht ihrem verstorbenen Mann, sondern ihrer großen unerfüllten Liebe."

Doch schon am zweiten Probentag fühlte sie sich unbehaglich und musste überredet werden, ihre Arbeit in einem eher unguten Klima fortzusetzen. Wie die Kritik und ein Großteil des Publikums hielt sie die Premiere von "Herbstgold" für misslungen. Beteuert aber, inzwischen sei die Inszenierung gereift, alles liefe jetzt runder. Das genießt sie. "Jeden Abend suche ich bei meiner Figur nach neuen Facetten. Von denen, die meine Arbeit mögen, weiß ich mich geliebt und bestärkt."

Viel belastender sind die Querelen mit dem Ensemble. An denen sei sie nicht unschuldig, räumt Christine Kaufmann ein. In einem Interview im Lokalfunk fiel ihr zu ihren drei Kollegen wenig Schmeichelhaftes ein, es entschlüpfte ihr gar der wenig freundliche Ausdruck "Betonungsschauspieler." Das tut ihr nun leid.

"Eigentlich meinte ich nur, dass sie mit dem Regisseur, der eine bestimmte Betonung forderte, besser klar kamen als ich. Ich wollte niemanden kränken und habe immer betont, der Störenfried sei ich." Die deutlichen Worte in der Öffentlichkeit kamen beim Ensemble nicht gut an und führten dazu, dass sich Christine Kaufmann seitdem in der unangenehmen Konstellation "drei gegen eine" zurechtfinden muss. Dabei stützt sie sich auf ihren Galgenhumor. "Harmonische Inszenierungen sind nicht zwangsläufig die besten. Ich stehe das in Würde durch. Verglichen mit dem, was ich in meinem Leben meistern musste, ist es noch relativ mild. Ich nenne es mein kleines glamouröses Alcatraz", sagt sie und lacht. "Diese Erfahrung ist wie ein Jahresring in meiner Seele."

Eines Tages nach Düsseldorf zurückzukehren, schließt sie trotzdem nicht aus. Dafür schwebt ihr die Komödie "Geisterstunde" vor, die in England mit Margaret Rutherford ("Miss Marple") Erfolg hatte. "Sie ist die Schauspielerin, mit der ich mich am meisten identifiziere." Überhaupt liebt sie mit 67 Jahren die komischen Alten, spielte kürzlich in der Schweiz in einer Fortsetzung von "Dinner for One" die schrullige "Miss Sophie". Neben Bühne und Film behauptete sich der einstige Kinderstar ("Rosen-Resli") erfolgreich auf anderen Berufsfeldern. Christine Kaufmann schrieb mehrere Bücher und entwickelte eine Kosmetikserie für den Verkaufssender HSE. Am allerliebsten aber ist ihr die Rolle als Herz der Familie. Aus der Ehe mit Tony Curtis hat sie die Töchter Alexandra und Allegra, ihre Zwillings-Enkelinnen sind schon 27 Jahre alt: "Ich bin mit Leib und Seele Großmutter!"

Herbstgold mit Christine Kaufmann läuft bis 4.3. im "Theater an der Kö".

(RP)
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