Esser Die bislang bekannten Informationen lassen keinen anderen Schluss als einen absichtlich herbeigeführten Absturz zu. Das nennt man wohl Selbstmord.

Wäre es sinnvoll, künftig grundsätzlich vorzuschreiben, dass mindestens zwei Crewmitglieder im Cockpit sein müssen?

Esser Ich bin sicher, dass genau das jetzt geprüft wird. Aber letztlich wird keine Sicherheitsvorschrift der Welt verhindern können, dass ein Mensch sich umbringt und dabei andere Menschen mit in den Tod reißt. Man wird wohl immer eine Möglichkeit konstruieren können, bei der ein Pilot ein Flugzeug trotz allem mit Vorsatz zum Absturz führen kann.

Misstrauen Sie jetzt Ihren Piloten-Kollegen?

Esser Nein. Dazu habe ich keinen Grund. Wir haben es hier mit einem Einzelfall zu tun, der nichts über andere Piloten aussagt.

Besprechen Sie das Unglück mit Ihren Kollegen?

Esser Wir reden sehr intensiv darüber. Aber es gibt für das mutmaßliche Verhalten des Unglücks-Piloten für mich keine Erklärung.

Müssen Piloten häufiger psychologisch überprüft werden?

Esser Nein. Ich denke, dass ein Selbstmörder oder Attentäter im Vorfeld kaum mit psychologischen Tests erkannt werden kann. Bei Auffälligkeiten in der Persönlichkeit eines Kollegen oder einer Kollegin haben wir verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen, bis hin zur firmeninternen Meldung dieser Person oder der Meldung an andere Stellen, um dieser Person letztlich zu helfen.

Was geht im Kopf eines Piloten vor, der von Kollegen nicht mehr zurück ins Cockpit gelassen wird?

Esser Das kann sich jeder sicher selbst vorstellen.

Ändern Sie Ihr Verhalten an Bord?

Esser Nein. Jetzt muss man erst einmal überlegen, ob es sinnvolle Maßnahmen gibt, die die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung eines solchen Vorfalls reduzieren oder gar effektiv verhindern können. Unsere bisherigen Vorschriften sind schon streng, umsichtig und bewährt.

THOMAS REISENER STELLTE DIE FRAGEN.