Köln Kölner Silvester-Täter stellt sich der Polizei

Köln · Nach der Veröffentlichung von Fotos einiger Verdächtiger aus der Kölner Silvesternacht wurde ein 26 Jahre alter Mann festgenommen, ein 31-Jähriger stellte sich freiwillig. Gestern wurden weitere Fahndungsbilder veröffentlicht.

Es dauerte nicht lange, bis sich bei der Polizei die ersten Anrufer meldeten, die die Männer auf den Fahndungsfotos erkannt haben wollten. Nur wenige Stunden nach Veröffentlichung der Bilder mit fünf mutmaßlichen Tätern aus der Kölner Silvesternacht klickten bereits in Kerpen die Handschellen bei einem 26-Jährigen. "Gegen ihn wird wegen gemeinschaftlich begangener sexueller Nötigung und versuchten Raubes ermittelt", sagte der zuständige Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Gegen den Festgenommenen wurde bereits Haftbefehl beantragt. Das Amtsgericht muss darüber noch entscheiden.

Am selben Tag stellte sich in Hamm ein 31-Jähriger von sich aus der Polizei. Er gab an, einer der Gesuchten zu sein. "Die Ermittlungsgruppe Neujahr muss aber erst klären, ob es sich tatsächlich um einen der Abgebildeten handelt", teilte die Polizei mit. Von den drei anderen Gesuchten fehlte bis gestern Abend jede Spur.

Die Kölner Ermittlungsbehörde hatte vorgestern zum ersten Mal mehrere Bilder möglicher Täter im Zusammenhang der massenhaften Übergriffe an Silvester rund um den Kölner Hauptbahnhof zur öffentlichen Fahndung freigegeben. Die Männer werden beschuldigt, Frauen sexuell belästigt und beleidigt zu haben. Bei diesen Fahndungsbildern handelt es sich zum Teil um Handy-Aufnahmen, die von Opfern und Zeugen selbst gemacht worden sind.

Möglicherweise auch wegen des schnellen Fahndungserfolges veröffentlichte die Polizei gestern Bilder weiterer Verdächtiger. Darauf zu sehen sind zwei Männer, die in der Silvesternacht im Bereich des Bahnhofsvorplatzes mit einer Waffe, offenbar einer Pistole, in die Luft schießen. "Die Täter schossen aus der Menge heraus. Es ist lediglich einem Zufall zu verdanken, dass keine Personen verletzt worden sind", sagte ein Polizeisprecher. Denn zur Tatzeit gegen kurz nach Mitternacht hielten sich auf dem Bahnhofsvorplatz Tausende Menschen auf. Diese Bilder stammen allerdings nicht von Opfern und Zeugen, sondern aus dem polizeilichen Bestand.

Nach Informationen unserer Redaktion planen die Kölner Sicherheitsbehörden vorläufig nicht, weitere Bilder mutmaßlicher Täter zu veröffentlichen. "Es wurden zwar jetzt an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Fotos veröffentlicht. Aber das wird sich so nicht fortsetzen", so ein Ermittler. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bestätigte diese Angaben. "Momentan war es das erst einmal", sagte er. Für die nächsten Wochen könne er aber weitere Veröffentlichungen nicht ausschließen, "weil die Auswertungen des umfangreichen Videomaterials noch immer andauern", betonte Bremer.

Bei der Kölner Staatsanwaltschaft gingen wegen der massenhaften Übergriffe auf Frauen und wegen Diebstählen mehr als 1100 Anzeigen an. Gegen 108 Verdächtige wird bereits ermittelt, 13 sitzen in Untersuchungshaft. Die ersten zwei Täter sind zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Es ging in den Verfahren nicht um sexuelle Übergriffe, sondern um den Diebstahl eines Handys und einer Kamera.

Die Polizei hat schon eingeräumt, dass ein Großteil der Täter wohl nie gefasst wird. Auch sind viele Opfer der Polizei nicht bekannt. Nach Angaben des Innenministeriums liegt das daran, dass auch Anzeigen durch Dritte erfolgt sind. Auch haben sich offenbar nicht alle Geschädigten bislang bei der Polizei gemeldet. Einige Taten konnten die Ermittler nur durch die Auswertung von Videoaufzeichnungen entdecken. Marc Lürbke (FDP), Mitglied des zuständigen Untersuchungsausschusses, warnte davor, zu viele Täter davonkommen zu lassen. "Dann droht der Rechtsstaat ein zweites Mal zu versagen", sagte er.

(csh)
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