Krefeld Krefelder Krawattenhersteller in Sorge um Anwalt-Schlips

Krefeld · Die CDU im NRW-Landtag fürchtet ein "Krawattensterben" vor den NRW-Gerichten. In einer neuen Kleinen Anfrage an die Landesregierung fragt der Siegener Landtagsabgeordnete Jens Kamieth (CDU): "Plant die Landesregierung eine Abschaffung der Krawattenpflicht vor Gericht für Rechtsanwälte in Nordrhein-Westfalen?" Er verweist auf Entwicklungen in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg, wo für Rechtsanwälte keine Krawattenpflicht mehr besteht. Kamieth, selbst Rechtsanwalt, stellte die Kleine Anfrage am 11. 11. - sie sei aber ernst gemeint, betonte er gestern. "Ich finde es befremdlich, wenn mir bald ein Anwaltskollege mit Hawaiihemd und Brusthaartoupet gegenübersitzt und der Richter keine Handhabe hat, ihn des Gerichtssaals zu verweisen."

Zum Verfahren: Rechtsanwälte ziehen laut Berufsordnung vor Gericht eine Robe an. Üblicherweise wird dazu weiße Krawatte getragen. Eine direkte Rechtsvorschrift zum Tragen der Krawatte gebe es nicht, teilte ein Sprecher des NRW-Justizministeriums mit. Die Pflicht sei wohl nur Gewohnheitsrecht. Derzeit gebe es eine "juristische Grauzone".

In Krefeld, als Deutschlands "Krawattenhauptstadt" bekannt, wird die Entwicklung mit Sorge gesehen. "Ich halte nichts von der Lockerung der Regelung, eine Krawatte verleiht Seriosität", sagt Nicole Wassenberg, Geschäftsführerin von Alpi-Krawatten. Sie bedauere auch, dass TV-Moderatoren wie Frank Plasberg mittlerweile mit offenem Hemd ohne Krawatte auftreten dürfen.

(RP)
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