Andenken an Germanwings-Opfer Neues Jugendtheater in Haltern nach getötetem Mädchen benannt

Haltern · Als Andenken an die Germanwings-Opfer eröffnet in Haltern ein Kinder- und Jugendtheater unter dem Namen der beim Absturz getöteten 15-Jährigen Lea Drüppel.

Anne Drüppel, Mutter der beim Germanwings-Absturz getöteten 15-Jährigen Lea Drüppel, steht vor dem Jugendtheater, das nach ihrer Tochter benannt ist.

Anne Drüppel, Mutter der beim Germanwings-Absturz getöteten 15-Jährigen Lea Drüppel, steht vor dem Jugendtheater, das nach ihrer Tochter benannt ist.

Foto: dpa, rwe fgj

Die Freude über ihr Theaterprojekt zum Gedenken an ihre Tochter Lea ist Anne Drüppel deutlich anzumerken. "Es ist schon ein großartiges Gefühl. Das ist für mich eine positive Art, mit der Trauer umzugehen", sagt die 52-Jährige. "Lea bleibt für mich dadurch ein Stück lebendig. Man merkt, dass sie da gewesen ist und Spuren hinterlassen hat."

Die 15-jährige Schülerin war eines der Opfer des Germanwings-Absturzes im März 2015. 150 Menschen sind damals ums Leben gekommen. Im Frühjahr 2017 hätte Lea ihr Abitur abgelegt.

Das "Lea Drüppel Theater" greift auf, was der Jugendlichen wichtig war:
In ihren Hobbys hatte sie sich ganz auf die Musik konzentriert. "Sie hatte Klavierunterricht und Gesangsunterricht, das war ihre große Leidenschaft. Jeden Tag hatte sie etwas mit Musik zu tun", erzählt ihre Mutter.

Viele Samstage verbrachte sie bei dem Musicalverein "Die Zweitbesetzung" in Bottrop. Später hätte sie gern beruflich etwas mit Musik gemacht. Auch in ihrer Schule, dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern, machte sie bei einem Musicalprojekt mit. Im Mai 2015 sollte das Stück "Peter Pan" aufgeführt werden. Doch dazu kam es nicht mehr. Lea hätte dort die Rolle des Bösewichts "Captain Hook" gespielt. "Sie hatte Spaß daran, sich auszuprobieren."

Sich ausprobieren können Kinder und Jugendliche künftig auch in dem neuen Theater, einem früheren Kinosaal, in den rund 70 Sitze passen. Den Anfang macht ein Musical-Projekt. 17 junge Leute im Alter von zehn bis 23 Jahren spielen mit bei "Honk — Anders als der Rest". Premiere ist am 25. November.

"Jedes Jahr soll es mindestens ein großes Musical-Projekt geben", sagt die künstlerische Leiterin des Theaters, Lena Meinhard. Unter der Überschrift "Kunstbühne" sind außerdem Konzerte von Musikern geplant. Den Anfang macht eine Blockflöten-Kontrabass-Gitarren-Combo im November.

Die Idee zu dem Theater hatte die Mutter, als sie von dem Hilfsfonds der Germanwings-Muttergesellschaft Lufthansa hörte. Er unterstützt Organisationen, Familien und andere private Initiatoren, die soziale und kulturelle Projekte im Sinne der Opfer verwirklichen wollen. Der Fonds zahlte 100.000 Euro — den Grundstock für das Theaterprojekt.

Weitere Stiftungen, Unternehmen und Einzelspender gaben Geld, Handwerker machten gute Preise oder spendeten Arbeitskraft. Die Kosten von rund 228.000 Euro können so gedeckt werden, wie Hans-Dieter Speikamp vom Trägerverein erklärt. Der 59 Jahre alte Manager im Vorruhestand hat den gut ein halbes Jahr dauernden Umbau organisiert und sich um die Finanzen gekümmert — ehrenamtlich. "Es ist ein wahnsinnig spannendes Projekt, leider mit einem traurigen Hintergrund", sagt er.

Der Hilfsfonds hat nicht nur das Theater in Haltern gefördert. Bisher seien insgesamt 30 Projekte mit einem Volumen von mehr als 1,6 Millionen Euro unterstützt worden, teilte die Lufthansa auf Anfrage mit. "Die Hauptzahl der Projekte liegt in Deutschland und Spanien, es gibt aber auch Projekte in Frankreich, Paraguay und weiteren Ländern", sagte ein Sprecher.

In Deutschland seien zum Beispiel auch die Einrichtung der Sebastian-Stahl-Stiftung, die Juliane Noack Künstlerförderung oder die ebenfalls in Haltern sitzende Elena Bleß-Stiftung unterstützt worden.

"Nach dem Verlust eines Kindes wird es einem nie wieder so gut gehen, aber es ist trotzdem möglich, wieder Lebensfreude zu gewinnen", sagt Anne Drüppel. "Ich empfinde Lebensfreude, wenn geprobt wird, wenn Leben im Theater ist, wenn Kinder dann Geschichten erzählen, was ihnen das Theaterspielen bedeutet und die Mitwirkung am Musical." So bewirke Lea noch Gutes. "Nach unserer Trauerphase erscheint das Theater wie ein Regenbogen", sagt sie. "Lea wirkt nach."

(beaw)
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