Goudstikker-Sammlung Dr. Oetker gibt Raubkunstgemälde zurück

Bielefeld · Nach dem Krieg kaufte Unternehmer Rudolf-August Oetker das Bild eines alten flämischen Meisters. Forschungen haben nun ergeben: Das Gemälde stammt aus jüdischem Besitz und fiel im Krieg an die Nazis. Es ist eines von vier Werken, die das Unternehmen deshalb zurückgeben will.

 Das "Portrait von Adriae" des niederländischen Malers Anthonis van Dyck.

Das "Portrait von Adriae" des niederländischen Malers Anthonis van Dyck.

Foto: dpa, ve wok gfh

Das Bielefelder Familienunternehmen Dr. Oetker gibt ein Raubkunstgemälde an die Erbin des jüdischen Kunstsammlers Jacques Goudstikker zurück. Es handele sich um eine Arbeit des niederländischen Malers Anthonis van Dyck mit dem Titel "Portrait von Adriaen Moens", teilte die Dr. August Oetker KG am Mittwoch mit.

Das Porträt des holländischen Meisters ist eines von vier Werken aus der großen Sammlung, die von einer Provenienzforscherin als mögliche NS-Raubkunst identifiziert worden waren.

Vor zwei Wochen hatte Oetker bereits die Rückgabe eines Gemäldes von Hans Thoma angekündigt. Das Unternehmen lässt seit 2015 seinen gesamten Kunstbestand überprüfen. Man wolle wissen, ob darunter Kunstwerke seien, die Personen durch Enteignung, Zwangsverkäufe oder Verfolgung verloren haben.

 Das Gemälde "Frühling im Gebirge/Kinderreigen" von Hans Thoma.

Das Gemälde "Frühling im Gebirge/Kinderreigen" von Hans Thoma.

Foto: dpa, mg

Das Anthonis van Dyck-Bild aus dem Jahr 1628 wird übergeben an Marei von Saher, Schwiegertochter und Alleinerbin des renommierten niederländischen Kunsthändlers Goudstikker. Dessen Sammlung gilt als wichtigste Sammlung alter holländischer Meister aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.

Als die Nationalsozialisten 1940 das Land besetzten, musste der prominente jüdische Kunsthändler mit seiner Familie fliehen. Seine Angestellten verkauften seinen gesamten Besitz - darunter mehr als 1000 Bilder - für den Spottpreis von 2,5 Millionen Gulden an NS-Reichsmarschall Hermann Göring und einen Vertrauten. Goudstikker war auf dem Schiff, das ihn ins Exil bringen sollte, tödlich verunglückt.

Die verbliebenen Reste der Sammlung gingen nach dem Krieg an die Niederlande. Rudolf-August Oetker, der die Unternehmenskunstsammlung maßgeblich aufgebaut hatte, habe das Bild 1956 im guten Glauben von einem Kunsthändler erworben, nachdem es die niederländische Regierung an diesen verkauft hatte, teilte das Unternehmen mit.

Die Suche nach unrechtmäßig durch die Nazis enteigneter Kunst in der eigenen Unternehmenssammlung gilt als beispielhaftes Engagement. Dabei hält sich Oetker an die internationalen Washingtoner Prinzipien. Diese regeln die Rückgabe der Kunstwerke oder finanzielle Entschädigungen und gelten eigentlich nur für öffentliche Häuser.

(lnw/csr)
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