Theaterstück über US-Präsidenten Großer Jubel für "Trump" in Dortmund

Das Dortmunder Schauspielhaus feierte mit einem Theaterstück über Donald Trump Premiere. Die deutsche Erstaufführung des Stücks über den Aufstieg Trumps zum US-Präsidenten fand in einem ehemaligen Fanshop von Borussia Dortmund statt.

 Bettina Lieder und Andreas Beck gehen im Theater Dortmund dem Phänomen Trump auf den Grund.

Bettina Lieder und Andreas Beck gehen im Theater Dortmund dem Phänomen Trump auf den Grund.

Foto: dpa, mg wie

Zuletzt rollen sie auch den grünen Kunstrasen-Teppich ein. Party over — irgendwo im Nirgendwo des Dortmunder Südens. In einem Gewerbegebiet hat das Dortmunder Theater dort gegenüber vom Mazda-Autohaus eine Dependance eingerichtet. "Megastore" heißt diese Ausweichspielstätte in einem von Borussia Dortmund aufgegebenen Fanshop. Nirgends könnte ein Stück, das "Trump" heißt, besser zur Aufführung kommen, als in einem ehemaligen Nachschublager der Populärkultur.

"Dortmund first" witzelte einer schon vor Vorstellungsbeginn in Anlehnung an Donald Trumps Amtseinführungs-Diktum: Amerika zuerst. Tatsächlich ist es so, dass das Dortmunder Schauspielhaus schon seit einiger Zeit zu den wohl aufregendsten Bühnen NRWs zählt und nun einmal mehr vorne mit dabei ist. Gerade mal sechs Wochen ist Donald Trump im Amt, da feiert das Theater schon Deutschlandpremiere mit einem Stück über den Aufstieg des US-Präsidenten. Die Vorlage stammt vom Autor und Performer Mike Daisey, der "The Trump Card" bereits vor der Wahl im November vergangenen Jahres mit großen Erfolg in den USA aufgeführt hatte.

Dass sie das Stück in Dortmund schlicht in "Trump" umbenannt und nicht mit "Trumpfkarte" übersetzt haben, wie es korrekt gewesen wäre, mag daran liegen, dass man die schöne Doppeldeutigkeit des Originaltitels ohnehin nicht hätte retten können. Zugleich aber ist Trump ja aber auch der Markenname eines Mannes, der zurzeit Theater macht, wie kein anderer auf der Welt. "Trump" zieht. Natürlich ist der "Megastore" in Dortmund-Hörde ausverkauft, auch für die kommenden Aufführungen gibt es allenfalls Restkarten.

In der nun also erstmals ins Deutsche übertragenen und aktualisierten Fassung spielen sie Daiseys Solo zu zweit. Andreas Beck und Bettina Lieder stehen zunächst auf einem schmalen Bühnenstreifen und bewegen sich im Laufe des Abends immer häufiger zwischen den Zuschauern in einer Garten-Wahlparty-Kulisse. Regisseur Marcus Lobbes hat das mit Bühnenbildnerin Pia Maria Mackert als 360-Grad-Vollkontakt-Theater inszeniert.

Es gibt Hotdog, Popcorn und ein paar klägliche Salzstangen-Reste auf zwei Dutzend mit US-Fähnchen staffierten Bistro-Tischen. Bühne und Zuschauerraum machen kaum einen Unterschied. Schon am Einlass verteilten sie Namensschilder an alle, es stand also übelstes Mitmach-Theater zu befürchten. Es ist dann glücklicherweise doch nicht so schlimm, wild aber schon.

Denn "Trump" entpuppt sich als ziemlicher Textgranit, aus dem die brillanten Darsteller in gut anderthalb Stunden ein Bild Donald Trumps hauen. Wer für ein paar peinliche Imitationen mit blondem Haarteil und schlecht sitzender Krawatte gekommen war, dessen Erwartungen bleiben unerfüllt.

Stattdessen versuchen sich Beck und Lieder an Erklärungen, beschreiben Trump als Sohn seines rassistischen Vaters und als Ziehsohn des Anwalts und Kommunistenjägers Roy Cohn. Nebenbei räumen sie die Tische ab und die Girlanden in US-Farben ein, nehmen ihr Publikum in den Arm oder fixieren Zuschauer mit scharfem Blick, während im Hintergrund auf einer Leinwand das Weiße Haus in Zeitlupe in die Luft fliegt.

Es soll bloß kein gefälliger Bestätigungs-Abend werden für das linksliberale, gebildete Theaterpublikum, wie es heißt. Keiner soll später "furchtbar froh" nach Hause gehen. Und weil man sich vielleicht auch nicht dem Verdacht aussetzen wollte, nur die Amerikaner dumm dastehen zu lassen, sind die Theaterleute stets bemüht zu betonen, dass es um die Niederlande, Frankreich und — Kunstpause — ja, auch um Deutschland nicht besser bestellt ist.

Natürlich birgt so ein Abend wenig Erkenntnisgewinn, weil man ja ohnehin schon alles über Trump zu wissen meint und jede Neuigkeit mit fasziniertem Grusel aufsaugt. "Eigentlich gibt es nichts, was Donald Trump noch sagen könnte", heißt es einmal. "Und dann sagt er wieder was." Donald Trump hat die Medienfigur Donald Trump, die er etwa in seiner Fernseh-Reality-Show "The Apprentice" verkörperte, bitterböse und erfolgreich in die politische Realität überführt. In Dortmund wird das nun auf der Bühne rückgekoppelt.

So werden nach anderthalb Stunden sogar die Bühne weggerollt, die Tische rausgetragen und man steht bald schon in einer kargen Lagerhalle im Neonröhrenlicht. Man reibt sich die Augen, man weiß, dass die Party nun vorbei ist, aber der Tanz mit Trump lange nicht. Großer Jubel im "Megastore". Die Schauspieler verschwinden durch den Notausgang.

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