Düsseldorf Beuys-Schnaps aus Fettecke: Witwe ist erbost

Düsseldorf · Drei Künstler haben in Düsseldorf aus den Resten einer berühmten Fettecke von Joseph Beuys Schnaps destiliert. Witwe Eva Beuys ist darüber erbost. Sie ruft im Museum an und beschwert sich.

Der Schnaps aus der Fettecke.

Der Schnaps aus der Fettecke.

Foto: dpa, mbk sab

Joseph Beuys hätte die Idee gefallen, da ist der Bremer Kunstprofessor Markus Löffler sicher. "Als sich abzeichnete, das wir zur Quadriennale etwas machen, dachten wir gleich an ein organisches Kunstwerk von Beuys." Löffler hat mit Dieter Schmal und Andre Korpys schon mehrfach Materielles transformiert, simpler gesprochen: Er hat aus allerlei Dingen Schnaps gebrannt, aus einem Buch etwa oder einer Schokoladenbüste von Dieter Roth. In Düsseldorf haben sich am Wochenende die Überreste der berühmten Fettecke in Geist verwandelt, also Hochprozentiges. Dem Museum Kunstpalast ist damit ein PR-Coup gelungen, denn gestern rückten mehrere Zeitungen und das Fernsehen an, um den Beuys-Schnaps abzulichten.

 Der Schöpfer der berühmten Fettecke: Joseph Beuys.

Der Schöpfer der berühmten Fettecke: Joseph Beuys.

Foto: dpa, bsc

Probieren ging da nicht mehr. Den Vorzug hatten am Wochenende die Besucher der Aktionen, die anlässlich des Kunstfestivals in den Ehrenhof gekommen waren. "Er riecht schon streng, ein bisschen nach Parmesan und Turnhalle nach dem Sport", sagt Löffler. Die Erinnerung sei bleibend, so der Professor, und immerhin habe er jetzt etwas Beuys in sich. Bestellen würde er den Schnaps im Restaurant aber nicht, räumt er ein.

Die Fettecke erlebt mit der Vernichtung ihrer Reste eine Art Wiedergeburt und Metamorphose zu gleich. Die Zerstörung des Kunstwerks durch einen Hausmeister der Düsseldorfer Kunstakademie, der das Werk für Abfall hielt, hatte vor 30 Jahren Schlagzeilen gemacht. Beuys-Schüler Johannes Stüttgen erstritt 40 000 Mark Schadensersatz und Eigentumsrechte an den Resten. Er hatte Spaß an der Idee, jetzt die Überbleibsel zu destillieren. Die Witwe von Joseph Beuys wohl nicht. Sie rief am Dienstag im Museum Kunstpalast an und beschwerte sich. Direktor Beat Wismer wollte sich daraufhin nicht mehr mit einem Fläschchen Beuys-Geist fotografieren lassen.

Der fachmännisch versierte Löffler legt Wert auf den Unterschied zwischen Geist und Brand. Bei Letzterem wird der Geschmacksspender mit Zucker, Wasser und Hefe versetzt, worauf die Gärung einsetzt. Die Reste der Fettecke wiederum landeten in Alkohol und übertrug diesem ihre Geschmacksstoffe. Da dieser Geist einen Alkoholgehalt von mehr als 80 Prozent hatte, wurde er auf 50 Prozent verdünnt. "Grappastärke", sagt Löffler.

(RP)
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