Krefeld Katia Baudin - die Neue für Krefelds Museen

Krefeld · Die stellvertretende Leiterin des Kölner Museums Ludwig übernimmt 2016 die drei Häuser.

 Katia Baudin (48) ist Nachfolgerin von Museumsdirektor Martin Hentschel. "Ich freue mich wirklich sehr", sagt sie.

Katia Baudin (48) ist Nachfolgerin von Museumsdirektor Martin Hentschel. "Ich freue mich wirklich sehr", sagt sie.

Foto: T. Lammertz

Für die Kunstwelt ist es eine Entscheidung mit Signalcharakter: Katia Baudin wird im September 2016 die Leitung der Krefelder Kunstmuseen übernehmen. Eine hochrangige Jury, der unter anderem Schirn-Direktor Max Hollein, Beat Wismer, Generaldirektor des Museums Kunspalast in Düsseldorf, und Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig, angehörten, haben die 48-Jährige einstimmig vorgeschlagen. Es ist ein nahtloser Übergang, wenn der derzeitige Direktor Martin Hentschel Ende August in den Ruhestand geht.

Und doch bringt der Stabwechsel eine Zäsur: Baudin, zurzeit stellvertretende Leiterin des Museums Ludwig in Köln, wird neben den von Mies van der Rohe geplanten Museumsvillen Haus Esters und Haus Lange auch ein aufwändig restauriertes und nach modernen Maßstäben renoviertes Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) übernehmen. Die drei Häuser empfindet sie als "extrem spannend" - nicht nur wegen ihrer Ausrichtung auf moderne Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch wegen ihrer Geschichte. Das KWM, Ende des 19. Jahrhunderts von betuchten Bürgern erbaut, war einst Hort des Werkbundes. Kunsthandwerk, Kunst und Industrie lagen damals dicht beieinander. Daran will die Absolventin der BBA Hofstra University New York und der Sorbonne anknüpfen. Vernetzung von Künstlern, Designern und technischen Innovationen sollen in Kunstprojekte münden, die Impulse geben, die auch jene erreichen, die nicht als typische Museumsbesucher gelten - und im besten Fall so viel Aufsehen erregen wie in den 1960ern ein noch unbekannter Franzose namens Yves Klein, der in Krefeld seine erste Solo-Ausstellung hatte.

"Mit elektronischer Musik kann man heute junge Leute ins Haus holen und für zeitgenössische Kunst interessieren", sagt Baudin. Sie hat in New York und an der Sorbonne studiert und ihre Abschlüsse sowohl in Kunstgeschichte als auch in Betriebswirtschaft gemacht. Interdisziplinäre Fragestellungen, Grenzgänge zwischen bildender und angewandter Kunst und die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle der Kunst sind ihre Themen.

Das Museum Ludwig schöpft aus einem Eine-Million-Euro-Ankaufsetat, in Krefeld ist er gerade von Null auf 50.000 aufgestockt worden. Die Pflege von solventen Sponsoren aus der Wirtschaft und der Industrie ist wesentliche Aufgabe der Museumsleitung.

Das hat auch Martin Hentschel seit 2001 zu spüren bekommen. Dass Helga Lauffs 2008 ihre renommierte Sammlung aus Krefeld abzog, wird haften bleiben. Aber auch viele spektakuläre Ausstellungen, die er realisierte - wie die große Gursky-Retrospektive in den Mies-Häusern, John Baldessaris Umgestaltung der Bauhaus-Villa, Alicja Kwades 1400 Findlinge als Gartenskulptur, die erste deutsche Werkschau von Fabian Marcaccio und die große Gerhard-Richter-Schau. Den Umbau des KWM begleitet Hentschel seit fünf Jahren. Wenn das Museum voraussichtlich im nächsten Frühjahr wieder eröffnet wird, wird er dort Glanzstücke der Museumssammlung ausstellen. Die Präsentation vorhandener Schätze in neuen Zusammenhängen war wesentliches Konzept seiner Dienstzeit.

(RP)
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