Autor Wolf Erlbruch aus Wuppertal Maulwurf-Schöpfer wird mit Lindgren-Preis geehrt

Stockholm · Der Wuppertaler Wolf Erlbruch wird mit dem höchstdotierten Kinderliteraturpreis ausgezeichnet. Der Kinderbuchklassiker "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" ist auf seinem Mist gewachsen.

Autor Wolf Erlbruch aus Wuppertal: Maulwurf-Schöpfer wird mit Lindgren-Preis geehrt
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Dass seine Bücher um die ganze Welt gegangen sind, konnte man schon vor einigen Jahren beobachten, als Wolf Erlbruch in einer Düsseldorfer Buchhandlung zur Signierstunde lud. Damals stellte sich auch eine Gruppe Japaner in die Schlange. Sie hatten japanische Ausgaben von Erlbruchs "Maulwurf"-Buch mitgebracht. Das Werk, zu dem Erlbruch die Illustrationen beisteuerte (Text: Werner Holzwarth), ist sein bekanntestes: "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat". 1989 wurde es erstmals veröffentlicht, mittlerweile ist es in 35 Sprachen übersetzt.

Erlbruchs "Maulwurf"-Buch ist ein Kinderbuchklassiker

Kein Wunder also, dass der aus Wuppertal stammende Illustrator und Autor Wolf Erlbruch seit Jahren als Astrid-Lindgren-Preisträger gehandelt wurde. Nun hat er den international hoch angesehenen und obendrein mit 522.000 Euro dotierten Kinder- und Jugendliteraturpreis erhalten. "Mit Humor und Wärme, die tief in humanistischen Idealen verwurzelt sind, präsentiert seine Arbeit das Universum in unserem Maßstab", hieß es gestern in der Begründung der Jury in Stockholm. Erlbruch mache existenzielle Fragen für Leser jedes Alters zugänglich und handhabbar.

"Kein Kind ist so infantil, wie oft die Dinge daherkommen, die Erwachsene ihm als kindgerecht andrehen wollen", sagte Erlbruch einmal in einem seiner seltenen Interviews. Dass er seine Leser ernst nimmt, auch die ganz jungen, dafür steht sein "Maulwurf"-Buch. Dem Tier fällt darin ein Häufchen auf den Kopf, und weil es wissen möchte, wie es dort hinkam, geht der Maulwurf auf die Suche und befragt Hase, Pferd, Ziege und so weiter. Der Hund war's dann. Nebenbei lernen Kinder so einiges über Körperausscheidungen, die viele als eklig empfinden, aber die hier eben gar nicht so in Bild und Schrift gesetzt wurden. Darum wird der Kinderbuchklassiker bis heute gerne zum Töpfchentraining konsultiert. Mittlerweile setzen es sicher auch Eltern ein, die das Buch einmal selbst vorgelesen bekommen haben.

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Seiner Karriere als Kinderbuch-Illustrator begann erst 1985

Seine Karriere als Kinderbuch-Illustrator begann der heute 68-Jährige Wolf Erlbruch 1985 mit "Der Adler, der nicht fliegen wollte". Es folgten Bücher wie "Die fürchterliche Fünf" und "Das Bärenwunder". Manchmal erzählt Erlbruch in seinen Werken schlichtweg lustige Geschichten, zuweilen verhandelt er den Sinn des Lebens. Der seit einigen Jahren emeritierte Professor für Illustration lehrte an der Fachhochschule Düsseldorf, der Bergischen Universität Wuppertal und der Folkwang-Universität Essen. Für seine Arbeiten ist er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, etwa mit einem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und mit dem Hans Christian Andersen Award für Illustration. Als er den renommierten Preis jedoch 2006 überreicht bekommen sollte, blieb er der Verleihung in China lieber fern. "Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Wenn ein Reh im Wald besonders weit springen kann, kümmert sich auch keine Preisjury darum", sagte Erlbruch.

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Er erfuhr beim Spazierengehen von der Entscheidung

Der 2002 von der schwedischen Regierung gegründete "Astrid Lindgren Memorial Award" wird jährlich vergeben. In diesem Jahr waren 226 Kandidaten aus 60 Ländern für die Auszeichnung vorgeschlagen. Wolf Erlbruch erfuhr gestern beim Spazierengehen von der Entscheidung, die ihm telefonisch mitgeteilt wurde. Viel heraus brachte er zunächst nicht. Bloß ein "Ach je", heißt es, gefolgt von "okay".

(kl)
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