Bedburg-Hau Schloss Moyland lässt Blumen sprechen

Bedburg-Hau · Eine Ausstellung im Museum Schloss Moyland zeigt Blumen und künstliche Natur in der Kunst seit 1960.

 Die Kunststoffrosen Ottmar Hörls, verteilt nach dem Zufallsprinzip, stimmen auf die Sommerausstellung in Moyland ein.

Die Kunststoffrosen Ottmar Hörls, verteilt nach dem Zufallsprinzip, stimmen auf die Sommerausstellung in Moyland ein.

Foto: Klaus-Dieter Stade

100 Tage diskutierte Joseph Beuys 1972 auf der Kasseler Ausstellung "documenta 5" im "Büro für die direkte Demokratie" mit seinen Besuchern, wie man die Gesellschaft verändern kann. Kreativ und ohne Gewalt. Neben ihm stand eine rote langstielige Rose in einer schmalen Glasvase, die jeden Tag erneuert wurde. Denn, so dozierte Beuys, im Verhältnis zu den Blättern und dem Stiel bedeute die Blüte eine Revolution, die sich langsam durch Transformation und Evolution vollziehe.

Für Beuys war die Blume Revolution durch Evolution, für andere Künstler steht sie für die Vergänglichkeit, für den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Für die meisten sind Blumen einfach nur schön. "Lasst Blumen sprechen" heißt ein anderes Werk von Beuys, angelehnt an einen alten Fleurop-Spruch. "Lasst Blumen sprechen" heißt nun auch die Sommerausstellung in Schloss Moyland, die nach revolutionären Rosen ebenso fragt, wie nach der Natur in Zeiten von Gentechnik. Oder auch einfach nur in der Schönheit der Blüten schwelgt, die Künstler nach 1960 auf Leinwand, auf Papier oder plastisch geschaffen haben. Wie der wunderbare Zweig von Gerhard Richter, der einfach nur Blume heißt, wie die blauen Hortensienblüten des US-Pop-Art-Künstlers Alex Katz oder Baselitz' Kopf stehender Fliederstrauß.

Nachdem Andy Warhol Anfang der 1960er Jahre die Blume als Motiv für seine seriellen Drucke entdeckt hatte, malte man wieder Blumen, erklärt Kurator Alexander Grönert. Deshalb habe Moyland ausgehend von Warhol mit Werken seit 1960 begonnen. 75 Arbeiten von 39 zeitgenössischen Künstlern sind zu einem Parcour durch die Blumen- und Naturkunst der letzten knapp 60 Jahre zusammengefügt. Beginnend bei zarten Blüten auf einem Blatt von Beuys aus den 1950er Jahren bis zur wuchtigen Video-Arbeit von Pipilotta Rist, in der eine Maid im luftigen Sommerkleidchen mit einem überdimensionalen Blumenstängel in grauer Stadttristesse geparkte Autos zertrümmert.

Im Park schwimmen Kunststoffblumen von Paul Schwer auf dem Schlossteich, Ottmar Hörl setzt Rosenblüten ins Kutschenrondell und in einen Flügel des Schlosses installiert Alexandra Toland eine Versuchsanordnung über Blumen am Straßenrand - in aller Künstlichkeit. Beuys Rose für die Direkte Demokratie entwickelt ihre revolutionäre Kraft im erklärten Beuys-Zentrum Moyland natürlich auch. Jeden Tag aufs Neue.

Info Museum Schloss Moyland: "Lasst Blumen sprechen!" bis 30. September.

(RP)
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