Kuriose Rhein-Geschichten: Wal, Einbaum und Blondinen

Die Jagd auf den weißen Wal

Die Jagd auf den weißen Wal

Viele Legenden, die sich um den Rhein ranken, sind vermutlich nur Hirngespinste, entstanden bei einem guten Tropfen Rheinwein. Ausgerechnet die Geschichte, die am unwahrscheinlichsten klingt, stimmt: Im Mai 1966 meldeten zwei Binnenschiffer, bei Duisburg einen weißen Wal im Rhein gesichtet zu haben. Der Duisburger Zoo-Direktor machte sich an Bord eines Polizeibootes ein Bild der Lage: Im Rhein schwamm tatsächlich ein Beluga-Wal, rund fünf Meter lang und eigentlich im Nordatlantik unterwegs. Aus Sorge um dessen Gesundheit sollte das Tier eingefangen werden. "Moby Dick", wie der kleine weiße Riese getauft wurde, widersetzte sich jedoch allen Versuchen. Sogar ein Landesmeister im Bogenschießen scheiterte dabei, dem Wal eine Boje ins Fett zu schießen. Das Tier hielt das Rheinland auf Trab, die Menschen säumten die Ufer, um den einmaligen Besucher zu sehen. Im Bundeshaus platzte eine Pressekonferenz, weil "Moby Dick" in Bonn auftauchte. Einige Sekretärinnen warfen aus Mitleid ihre Butterbrote in den Rhein. Schnell formierten sich die Gegner der Jagdversuche, und dem Wal gelang nach einigen Irrwegen im Juni die Rückkehr ins offene Meer.

Ein Künstler im Einbaum

Auf dem Rhein fahren Frachter, Tanker, Motorboote, sogar Segelschiffe - und manchmal sogar Einbäume. Aus dem Stamm einer Schwarzpappel hat sein Schüler Anatol ein solches Boot gefertigt, und im Oktober 1973 überquerte Künstler Joseph Beuys darin den Rhein. Die Kunstaktion "Die Heimholung des Joseph Beuys" sah archaischer aus, als sie war. Wasserschutzpolizei und Taucher eskortierten den Einbaum, mit dem der Kunstprofessor nach einem Streit mit dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Rau triumphal gegen die Entlassung an der Kunstakademie protestierte.

Ein Minister geht Baden

Ganzkörperbadeanzug, Schwimmflossen und eine rote Badekappe - so bekleidet stürzte sich Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Mai 1988 bei Mainz in den Rhein, um zu beweisen, dass der Strom wieder relativ sauber war. Getrieben von starker Strömung erreichte er nach acht Minuten das rettende Ufer. Die 350-Meter-Strecke bewältigte der Minister in Kraul- und Rückenlage. "Als er dem Rhein entstieg, waren seine Augen gerötet wie Lackmuspapier im sauren Regen", schrieb der "Spiegel". Selbst Parteikollegen kritisierten Töpfer für die Aktion. "Wenn man mal einen Quatsch angefangen hat", sagte er, "muss man ihn auch zu Ende bringen." Die Aktion war der Einsatz für eine verlorene Wette.

Blonde Sirenen und Schwestern

Die Loreley ist der berühmteste Rhein-Mythos. Bei St. Goarshausen soll sie die Schiffer mit Gesang in ihren Bann gezogen haben. Derart hin und weg achteten die Bootsleute nicht mehr auf Strudel und Strömungen und fanden den nassen Tod. Hat der Rhein Niedrigwasser, ragen nahe Oberwesel sieben Felsen aus dem Strombett hervor. Im Volksmund heißen sie "Die sieben Jungfrauen". Der Legende nach sollen die Schwestern keinen Ritter als Mann akzeptiert haben und mit einem Schiff vor einer arrangierten Ehe geflohen sein. Ihr Vater zürnte und rief: "Ich wollte, ihr würdet zu Stein." Der Wunsch wurde ihm erfüllt. mso

(RP)
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