Düsseldorf Land baut Zeltstadt für 1000 Flüchtlinge

Düsseldorf · In Selm und in Schloß Holte-Stukenbrock sollen winterfeste Zelthallen entstehen, die jeweils bis zu 1000 Asylbewerbern Platz bieten. Derzeit sind noch viele Turnhallen blockiert, so dass ab kommender Woche Sportunterricht ausfällt.

In Nordrhein-Westfalen werden Tausende Flüchtlinge diesen Winter womöglich in Zelten verbringen müssen. Auf dem Gelände zweier Aus- und Fortbildungseinrichtungen der NRW-Polizei in Selm und in Schloß Holte-Stukenbrock errichtet das Land gerade die ersten beiden Zelt-Hallen mit Platz für jeweils bis zu 1000 Flüchtlinge. Die Massenunterkünfte des Landes sind bereits für die kalte Jahreszeit konzipiert: Sie sind winterfest, beheizt und haben einen festen Boden. Direkt neben den Hallen werden Sanitäreinrichtungen und eine Großküche entstehen.

"Wie so viele Gemeinden und Kommunen leistet auch die Polizei ihren Beitrag, damit die in NRW ankommenden Flüchtlinge sofort ein Dach über dem Kopf haben", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Denn das ist das Mindeste, was wir für diejenigen leisten müssen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind", so Jäger weiter.

Weitere solcher Großzelte seien bereits in Planung. Die Standorte für sie sollen in den kommenden Tagen ebenfalls bekanntgegeben werden.

Jeden Tag kommen landesweit derzeit rund 1000 Flüchtlinge an. In der vergangenen Woche waren es knapp 6000. Seit Jahresbeginn mussten insgesamt mehr als 90 000 Schutzsuchende auf die NRW-Städte verteilt werden. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die Kommunen erfolgt meist kurzfristig und ist mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden. Allerorts fehlt es an Unterkünften. Die 60 Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sind überfüllt. Viele Kommunen mussten deshalb in der vergangenen Woche Platz für zusätzliche 150 Flüchtlinge schaffen. Insgesamt seien zur Zeit 24 000 Menschen in Landeseinrichtungen untergebracht.

Mit den neuen Großunterkünften will das Land verhindern, dass Flüchtlinge obdachlos werden. "Wenn die Menschen morgens kommen, müssen sie abends ein Dach über dem Kopf haben und eine warme Mahlzeit", sagte Jäger.

Der Städte- und Gemeindebund begrüßte die Entscheidung des Landes, Großzelte zu errichten. "Damit werden die Kommunen entlastet. Das ist dringend notwendig. Denn sie können die enorme Last nicht mehr tragen", sagte ein Verbandssprecher. In ihrer Not haben viele Kommunen die Flüchtlinge in Turnhallen untergebracht. Deshalb muss zu Schulbeginn nächste Woche vielerorts der Sportunterricht ausfallen oder verlagert werden. Die Stadt Köln forderte gestern jeden ihrer neun Stadtbezirke auf, zwei Turnhallen für jeweils 200 Flüchtlinge vorzuhalten.

(RP)
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