Debatte um angeblichen Bahn-Wechsel Laschet: Pofalla ist kein Aufregerthema

Düsseldorf · Der Vorsitzende der NRW-CDU, Armin Laschet, hat den früheren Chef des Bundeskanzleramtes, Ronald Pofalla, in Schutz genommen. Er "verstehe große Teile der Debatte nicht" und sehe auch keine Interessenskollision darin, wenn die Bahn, die dem Bund gehört, den Sachverstand eines Bundespolitikers einholen wolle.

Ronald Pofall – über Weeze und die CDU zur Deutschen Bahn
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Das ist Ronald Pofalla

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Pofalla könne die Interessen des Unternehmens in Brüssel gut vertreten, sagte Laschet. Ein Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft müsse möglich sein. Das sei bei Pofalla aber etwas völlig anderes, als wenn sich ein ehemaliger Bundeskanzler — gemeint ist Gerhard Schröder (SPD) — in den Dienst eines russischen Gasunternehmens stellt.

Wie berichtet, soll Pofalla angeblich als Lobbyist dem Vorstand der Bahn AG beitreten. Der neu zu schaffende Posten soll mit mehr als einer Million Euro pro Jahr dotiert sein. Nach Laschets Auffassung ist keine Karenzzeit nötig; je eher Pofalla die neue Aufgabe antrete, desto besser für die Bahn.

Pofalla ist auch Vorsitzender des CDU-Bezirks Niederrhein. Im Kreisverband Kleve, der ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt hat, herrscht großer Unmut über den geplanten Wechsel, der vermutlich mit der Aufgabe des Bundestagsmandats verbunden wäre. Pofalla habe die Wähler betrogen, lautet der massivste Vorwurf in diesem Zusammenhang.

Laschet sagte dazu, er verstehe zwar, was in Kleve gesagt werde, aber es gebe landesweit kein CDU-Gremium, das den Fall Pofalla für ein "großes Aufregerthema" halte. Auch im Landesverband spiele das "keine große Rolle". Im Übrigen rate er dazu, erst einmal abzuwarten, "wann Pofalla überhaupt geht".

Laschet sagte, Pofalla habe ihn nicht über seine Pläne informiert, "aber das muss er auch nicht". Er habe dies aus der Zeitung erfahren und könne den mutmaßlichen Wechsel nachvollziehen: "Chef im Bundeskanzleramt ist der mörderischste Job in der deutschen Politik." Er verstehe auch, dass Pofalla "im Moment nichts dazu sagen kann — was soll er denn sagen?". Auf den Hinweis, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Sigmar Gabriel schon seit Längerem eingeweiht gewesen seien, sagte Laschet: "Ich glaube, Herr Gabriel und Frau Merkel wissen viel mehr, als ich ahne, was ich wissen könnte."

(RP)
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