Oberhausener Wahlsieger Daniel Schranz im Interview "Es gab hier eine deutliche Wechselstimmung"

Düsseldorf · Die SPD verliert eine Wahl in Oberhausen: Dem CDU-Bürgermeisterkandidat Daniel Schranz gelang bei der Kommunalwahl am Sonntag Erstaunliches. Unsere Redaktion sprach mit ihm über die faustdicke Wahlüberraschung im Ruhrgebiet.

 Wahlsieger Daniel Schranz gibt sich nach seinem Triumph in Oberhausen bescheiden.

Wahlsieger Daniel Schranz gibt sich nach seinem Triumph in Oberhausen bescheiden.

Foto: WAZ FotoPool / Christoph Wojtycz

Herr Schranz, Sie haben in Oberhausen für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Was sind die Gründe für Ihren Wahlsieg?

Schranz Es gab hier eine deutliche Wechselstimmung und den Wunsch, nach 59 Jahren SPD einen Neuanfang zu machen. Es lag aber auch an unserem zentralen Thema, die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Oberhausen. Und vielleicht lag es auch ein wenig an der Person.

Im Gegensatz zu Essen war die Kanzlerin nicht bei Ihnen in Oberhausen.

Schranz Wir haben diesmal bewusst weitgehend auf auswärtige Prominenz verzichtet, weil wir im Wahlkampf nur über Oberhausener Themen reden wollten.

Wie wird sich Ihr Verhältnis zu dem unterlegenen Mitbewerber, SPD-Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras, entwickeln?

Schranz Ich biete ihm wie allen Kolleginnen und Kollegen im Verwaltungsvorstand eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit an.

Haben Sie mit ihm gesprochen?

Schranz Er hat mir gratuliert. Das war eine faire und nette Geste.

Welche Probleme sehen Sie in der Zusammenarbeit mit dem Stadtrat, in dem die SPD stark vertreten ist?

Schranz Seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr gibt es ein Patt im Rat. 30 Stimmen für SPD, Grüne und FDP, und 30 Stimmen für die CDU und die anderen Parteien. Die Ampelkoalition hatte nur mit der Stimme des Oberbürgermeisters eine hauchdünne Mehrheit. Das ist jetzt Geschichte. Ich empfinde das als Herausforderung für den Oberbürgermeister. Er muss zusehen, dass er für seine Vorschläge und Projekte eine Mehrheit im Rat findet.

Also setzen Sie gegebenenfalls auf wechselnde Mehrheiten?

Schranz Genau das habe ich vor. Aber ich glaube, dass dies auch eine Chance ist. In Oberhausen war es bisher doch so, dass in der Regel nur über den Briefkopf eines Vorschlags diskutiert wurde, nicht aber über den Inhalt. Entscheidend war, wer den Vorschlag gemacht hat.

Ihre Amtszeit beginnt am 20. Oktober. Wo werden Sie Arbeitsschwerpunkte setzen?

Schranz Das A und O ist zunächst einmal die Frage von Stil und Zusammenarbeit. Wir wollen alle diejenigen erreichen und mitnehmen, die die Stadt voranbringen wollen. In der Sacharbeit geht es vor allem darum, den Wirtschaftsstandort zu fördern. Oberhausen hat die höchste Gewerbesteuer in ganz Nordrhein-Westfalen. Davon müssen wir runterkommen, denn das führt dazu, dass Unternehmen die Stadt verlassen und Arbeitsplätze verlorengehen. Das muss sich ändern. Wir müssen zudem mehr Gewerbegebiete ausweisen und die Service-Orientierung der Stadtverwaltung verstärken. Warum dauert die Genehmigung eines Bauantrags in Oberhausen so viel länger als in Monheim? Außerdem wollen wir die Bürgerbeteiligung verbessern und dazu einen Bürgerrat bilden.

Was bedeutet Ihre Wahl für die Landtagswahl 2017?

Schranz Das ist ein ermutigendes Zeichen und zeigt, dass die CDU Großstädte gewinnen kann. Man kann etwas bewegen, wenn man hart arbeitet. Die Arbeit lohnt sich — man kann damit Erfolg haben.

Detlev Hüwel stellte die Fragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort