Sylvia Löhrmann irritiert mit einem Foto Eine Kampagne geht nach hinten los

Düsseldorf · Spontaneität kann in der Politik schnell mal nach hinten losgehen. Diese leidvolle Erfahrung macht derzeit NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Mit einem Foto wollte sie für Gleichberechtigung werben, wird jetzt aber wegen einer verwunderlichen Idee zum Ziel des Spotts. Schwacher Trost: Die Geschichte der Politik-Kampagnen ist voll von solchen Missgeschicken.

NRW-Grüne kommentieren Gleichberechtigung vor der Kamera
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Foto: Die Grünen NRW

Am Sonntag war Internationaler Weltfrauentag. Für die Grünen ein wichtiges Thema. Für den kleinen Parteitag in Mülheim hatte sich die Partei daher etwas Besonderes ausgedacht: Bei einer Foto-Aktion durften die Delegierten spontan und pantomimisch Fragen beantworten. Ganz ohne Worte, so wie bei der bekannten Interview-Serie der "Süddeutschen Zeitung" "Sagen Sie jetzt nichts". Die Ergebnisse veröffentlichten die Grünen bei Facebook.

Auch Löhrmann machte mit und versuchte sich mit einer optischen Antwort auf die Frage "Wie sieht für dich Gleichberechtigung aus?" Ihre Motivwahl geriet allerdings mehr oder minder rätselhaft: Auf dem Foto ist zu sehen wie Löhrmann sich mit geschlossenen Augen selbst umarmt. Das Jackett ist leicht verrutscht, einen Arm schlingt sie sich um die Hüfte, den anderen um die Schulter.

Die Resonanz im Internet fiel allerdings anders aus als erwartet. Unter dem Eintrag bei Facebook sammelten sich schnell die Kommentare, der Tenor zwischen Ratlosigkeit, Fremdscham und Pöbelei. "Unfassbar schlecht, mir fehlen die Worte", heißt es da. "Peinlich" oder "Mehr Selbstdemontage ist nicht möglich." Mehr schlecht als recht gelingt es den Facebook-Beauftragten der Grünen die bösen Kommentare mit bemüht ironischen Reaktionen zu entschärfen.

Peinliche Wahlkampf-Ideen
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Auch bei der Opposition blieb die unfreiwillige Komik nicht unbemerkt. "Was will uns die NRW-Schulministerin damit sagen?" twitterte CDU-Landeschef Armin Laschet. "Gleichberechtigung fühlt sich gut an! Mensch, da hätten Sie eigentlich selbst draufkommen können", antwortete Löhrmann.

Was will uns die NRW-Schulministerin sagen??? RT "@Herr_Wirt: "Ohne Worte" pic.twitter.com/EzRJDUkGVV

Doch der Versuch, etwas für das Anliegen der Gleichberechtigung zu tun, war zu diesem Zeitpunkt bereits vollends verunglückt. Prompt war in den Boulevard-Medien vom Kuschelgate die Rede. "Die Resonanz ist nicht ganz so wie gewünscht ausgefallen", räumt Grünen-Sprecher Gunnar Risse am Donnerstag ein. Die eigentlich nette Aktion sei vielleicht "ein bisschen nach hinten losgegangen."

Doch, es gab sie: Zwölf denkwürdige Momente im Wahlkampf
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Foto: SZ-Magazin/ Alfred Steffen

Neben Löhrmann hatten sich noch zahlreiche andere Delegierte beteiligt. Zum Beispiel der Verkehrsexperte Arndt Klocke, der sich auf die Frage "Würdest du dich als 'Feminist" bezeichnen?" grüblerisch mit einer Hand an den Hinterkopf fasst. NRW-Vorsitzender Sven Lehmann zuckt bei derselben Frage mit hilflosem Gesichtsausdruck mit den Schultern. Gesundheitsministerin Barbara Steffens führt auf die Bitte zu einem Kommentar zur Frauenquote in der Großen Koalition Daumen und Zeigefinger eng zusammen, Netzpolitiker Malte Spitz tut so, als ob er sich übergeben müsste.

Trotz der wenig erbaulichen Reaktionen sei die Foto-Aktion innerhalb der Partei aber kein Thema für Debatten, versichert Risse. "Schade nur, dass die eigentliche Botschaft damit in den Hintergrund gerückt ist."

Zumindest eine Lehre können die Grünen aber aus der Sache nun aus eigener Erfahrung ziehen: Spontane Fotos sind in der meist mit Symbolen und Gesten aufgeladenen Politik nicht immer eine gute Idee.

Als mahnendes Beispiel dient hier immer noch Peer Steinbrück (SPD), der im Wahlkampf 2013 mit seinem ausgestreckten Mittelfinger für Aufsehen sorgte. Veröffentlicht wurde das Foto-Shooting damals übrigens in der SZ-Reihe "Sagen Sie jetzt nichts."

(pst)
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