Skandalöse Zustände in Flüchtlingsheimen Hannelore Kraft lädt zum Flüchtlingsgipfel nach Essen

Essen · Am Montagabend beginnt in Essen der NRW-Flüchtlingsgipfel. Mit der Tagung reagiert die Landesregierung auf den Skandal um Misshandlungen und schlechte Unterbringung von Flüchtlingen in NRW. Politik, Kirchen und Verbände sollen Lösungen erarbeiten.

Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach
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Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach

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Foto: dpa, fg jhe

Auf Einladung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kommen in Essen rund 40 Vertreter von Flüchtlingsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen und aus der Politik zusammen. Sie wollen über die Unterbringung der Flüchtlinge beraten. Die Zahl der Asylbewerber steigt bundesweit stark an und stellt Länder und Kommunen vor große Herausforderungen.

Viele Flüchtlingsunterkünfte in NRW sind seit Wochen völlig überfüllt. Kirchen und Flüchtlingsverbände beklagen eine menschenunwürdige Unterbringung der Asylbewerber. In Burbach im Siegerland sollen Sicherheitsleute einen Flüchtling außerdem gezwungen haben, sich auf eine Matratze mit Erbrochenem zu legen. Das Bild ging ebenso um die Welt wie ein Handyfoto, auf dem zwei Wachleute einen am Boden liegenden Asylsuchenden quälen.

Die Aufnahme von Flüchtlingen sollte nach Ansicht der Geschäftsführerin des Flüchtlingsrates Nordrhein-Westfalen, Birgit Naujoks, völlig neu gestaltet werden. Vor Beginn des Flüchtlingsgipfels sagte Naujoks im "Deutschlandradio Kultur", das Grundrecht auf Asyl müsse in den Mittelpunkt gestellt und die Bedürfnisse der Flüchtlinge besser berücksichtigt werden. Bisher würden nur Notlösungen gesucht, es fehle ein grundsätzliches Konzept.

Wichtig sei es, Mindeststandards für die Unterbringung festzulegen und diese zu kontrollieren, so die Expertin. Dazu zählte Naujoks unter anderem, nicht mehr als zwei oder drei Personen auf einem Zimmer unterzubringen, um die Privatsphäre besser zu wahren.

Besonders schutzbedürftige Menschen, die traumatisiert seien, sollten gesondert untergebracht werden. Wichtig sei auch ein Beschwerdemanagement für Asylbewerber. Vor allem aber müsse das Personal auf allen Ebenen aufgestockt werden, forderte Naujoks.

In der Nähe der Aufnahmeeinrichtungen müsse es zudem eine Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten und Ärzten geben. Finanzielle Erwägungen dürften dabei nicht im Vordergrund stehen. Es gebe genügend Aufnahmekapazitäten in Deutschland: "In Europa stehen wir gemessen an der Bevölkerungszahl auf Platz neun bei der Flüchtlingsaufnahme, das heißt, in anderen Ländern klappt es auch." Deutschland sollte sich hieran ein Beispiel nehmen.

(lnw KNA)
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