Mini-Porträt NRW: Das sind die neuen Minister von Hannelore Kraft
Am 21. September gibt NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bekannt, dass sie drei Minister austauscht. Die alten und neuen Kräfte im Kabinett im Kurz-Porträt.
Gegen Mittag betritt Kraft in der Düsseldorfer Staatskanzlei den Raum, in dem sie ihre Neuen der Öffentlichkeit vorstellt.
Die neue Familienministerin: Christina Kampmann
Sie ist mit 35 Jahren die jüngste Ministerin im Regierungsteam. Kampmann stammt aus Gütersloh, hat in Bielefeld Verwaltungswirtschaft studiert und später als Standesbeamtin bei der Stadt gearbeitet. Zudem hat sie an der Fernuni Hagen Politikwissenschaft studiert. Seit 2013 gehört sie dem Bundestag an.
Sie arbeitete bisher im Innenausschuss des Bundestags, kennt sich auch beim Zukunftsthema Digitale Agenda aus.
Die Vorgängerin: Ute Schäfer
Schäfer 61 ist altgediente Sozialdemokratin, gilt aber als amtsmüde. Schon 2002 machte der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) sie zur Schulministerin. 2010 machte Kraft sie in ihrer ersten Regierung zur Ministerin für Familie und Kultur. Mit dem bundesweit diskutierten "Ausverkauf" von Kunst aus landeseigenen Unternehmen und der Aufholjagd nach Krippenplätzen hatte Schäfer reichlich Konfliktstoff zu bewältigen.
2012 zog sie sich aus allen Parteiämtern in der Region und im Land zurück. Seitdem wurde auch über ihr Ministeramt spekuliert.
Der neue Arbeitsminister: Rainer Schmeltzer
Ein alter Vertrauter. Schmeltzer (54) gehört zu denen, die nach der SPD-Pleite bei der Landtagswahl 2005 mit Kraft die Rückkehr an die Macht organisierte. 2005 wurde er Fraktions-Vize. Zunächst war er für die Arbeitsmarktpolitik zuständig, seit 2012 leitet er in der Fraktion den Bereich Wirtschaft und Energie. Im Landtag fällt er immer wieder mal durch einen lauten Zwischenruf auf.
Schmeltzer ist Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und arbeitete zunächst bei einem Dortmunder Wohnungsunternehmen. Später wurde er Gewerkschaftssekretär. Die Parteiarbeit kennt er von der Pike auf: "Vom ersten Tag an war ich im Ortsverein aktiv tätig: Hauskassierungen, Plakate kleben, Zeitungen austeilen und Vorstandsarbeit in verschiedensten Funktionen", heißt es auf seiner Homepage. Sein Landtagsmandat hat er im Wahlkreis Unna gewonnen.
Der Vorgänger: Guntram Schneider
Als Minister für Arbeit, Integration und Soziales schien der gelernte Werkzeugmacher und Gewerkschaftler eine Idealbesetzung zu sein. Echte Impulse blieben jedoch aus, gesundheitlich wirkte Schneider angeschlagen.
Der neue Europaminister: Franz-Josef Lersch-Mense
Franz-Josef Lersch-Mense hat jetzt zwei Ämter. Er ist bereits Chef der Staatskanzlei und wird nun auch Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien. Kraft schätzt seine unaufgeregte, professionelle Arbeit. Lersch-Mense ist gefragt, wenn es knifflige Probleme zu lösen gilt. Er sei ihr "Trouble-shooter", sagt die Ministerpräsidentin. Lersch-Mense stammt aus Eschweiler bei Aachen.
Zum Chef der Staatskanzlei hatte Kraft den verheirateten Vater von zwei Kindern bei ihrem Amtsantritt 2010 gemacht. Erleichtert wird ihm die Doppelfunktion durch die räumliche Nähe. Auch die Europa-Büros sind wie die Staatskanzlei im Düsseldorfer Stadttor untergebracht.
Die Vorgängerin: Angelica Schwall-Düren
Schwall-Düren (67) galt als fleißige und seriöse "Arbeitsbiene". Öffentlich fiel sie aber nur selten auf. Ihre Aktionsfelder lagen in Berlin und Brüssel. Der SPD gehört die gebürtige Offenburgerin seit 1976 an.
In Düsseldorf erläuterte die promovierte Sozialwissenschaftlerin ihre Ministerarbeit selten. In Berlin galt sie aber als gut vernetzte Strippenzieherin für nordrhein-westfälische Interessen.
Die neue Staatssekretärin in der Staatskanzlei: Anja Surmann
Die bisherige Büroleiterin von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist das, was Beate Baumann für Angela Merkel bedeutet: Beraterin, Krisenmanagerin und Kontrolleurin des Zugangs zum Schreibtisch der Macht. Effizient und geräuschlos hat Anja Surmann (45) diese Aufgabe bislang gelöst. Ebenso freundlich wie bestimmt hält sie möglichen Ärger von ihrer Chefin fern. Zugleich sorgt sie dafür, dass die Ministerpräsidentin berechtigen Anliegen jederzeit offen gegenübersteht. Eine solche Position schafft Einfluss, ja sogar etwas Macht. Und es kommt darauf an, sorgfältig damit umzugehen.
Surmann war so erfolgreich, dass Kraft sie jetzt zur Staatssekretärin in der Staatskanzlei ernannte. Damit ist sie die Amtschefin, während der neue Minister Franz-Josef Lersch-Mense weiterhin das Haus wie ein Ressort, ähnlich dem Kanzleramtsminister, führt. Sie bilden offensichtlich ein erfolgreiches Gespann.
Der Wechsel hatte sich schon länger angedeutet, die scheidenden Minister galten als amtsmüde. Ob die Neuen frischen Wind in die Regierung bringen können, bleibt offen. Kritiker bezeichnen die Nominierungen Krafts als "letztes Aufgebot."