"Hart aber fair" Hannelore Krafts Bedauern kam gerade noch rechtzeitig

Meinung | Düsseldorf · NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat sich bei "Hart aber fair" am Montagabend zu den Übergriffen in Köln geäußert – und sich ausdrücklich bei den Opfern entschuldigt. Dies kam gerade noch rechtzeitig.

 Hannelore Kraft bei "Hart aber fair", wo über die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln gesprochen wurde.

Hannelore Kraft bei "Hart aber fair", wo über die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln gesprochen wurde.

Foto: ARD

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat sich bei "Hart aber fair" am Montagabend zu den Übergriffen in Köln geäußert — und sich ausdrücklich bei den Opfern entschuldigt. Dies kam gerade noch rechtzeitig.

Menschen in machtvollen Positionen haben meist ein gutes Gespür dafür, ab welchem Zeitpunkt eine Sache für sie persönlich gefährlich werden kann. Dieses Gespür legte am Montagabend auch die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft (SPD), an den Tag. In der WDR-Sendung "Hart aber fair" entschuldigte sie sich ausdrücklich bei den Opfern der Übergriffe in Köln. "Ich würde gern alle Frauen um Entschuldigung bitten", sagte sie gleich zu Beginn der Sendung. Es tue ihr außerordentlich leid, was in der Silvesternacht passiert sei.

Das Bedauern kam gerade noch rechtzeitig. Nur Stunden zuvor hatte die CDU-Opposition in Düsseldorf im Innenausschuss Kraft vorgeworfen, sie zeige zu wenig Mitgefühl mit den Opfern, und Kraft ebenso wie ihren Innenminister Ralf Jäger dazu aufgefordert, sich für die Vorfälle in Köln und die vielen Versäumnisse zu entschuldigen.

Sogar der Koalitionspartner, die Grünen, war verärgert darüber, dass Kraft Tage gebraucht hatte, um sich überhaupt zu den Vorfällen zu äußern. Der Ministerpräsidentin drohte ein ähnliches Kommunikationsfiasko wie nach den Überschwemmungen im Münsterland, als sie tagelang keinen Empfang hatte. Die "Funkloch-Affäre" haben sie Kraft dort bis heute nicht verziehen.

Warum allerdings die Ministerpräsidentin so lange brauchte, um ihr Bedauern über die Geschehnisse in Köln zum Ausdruck zu bringen, erfuhr der Fernsehzuschauer am Montagabend nicht. Nach ihrer Entschuldigung kam Kraft während der Diskussion recht ungeschoren davon. Die Hauptverantwortung für die Entgleisungen schob sie — wie zuvor schon der Innenminister — der Polizei zu. Diese habe in jener Silvesternacht die Lage falsch eingeschätzt, habe sich nicht um Verstärkung bemüht. Später sprach Kraft sogar davon, dass die Integration von Zuwanderern in NRW ansonsten gelungen sei.

Für eine solche Behauptung braucht es schon eine gewisse Chuzpe — immerhin handelte es sich um den ersten öffentlichen Auftritt einer Ministerpräsidentin, in deren Bundesland gerade Hunderte von Frauen Opfer sexueller Übergriffe durch Migranten geworden waren, weil der Staat eine seiner wichtigsten Aufgaben nicht erfüllen konnte: Seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen.

"Ich habe die Macht und die Aufgabe, als Vertreterin des Staates dafür zu sorgen, dass so etwas nicht geschieht", hatte Kraft ihre Entschuldigung zu Beginn der Sendung eingeleitet. Daran wird sie sich jetzt messen lassen müssen.

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