Umstrittenes Geschenk Heino bringt Ministerin mit alter Schallplatte in Erklärungsnot

Düsseldorf · NRW-Ministerin ließ sich problematische Schallplatte überreichen.

 Ministerin Scharrenbach mit Heino und der Schallplatte, die sie nun in Erklärungsnot bringt.

Ministerin Scharrenbach mit Heino und der Schallplatte, die sie nun in Erklärungsnot bringt.

Foto: Ministerium/ F. Berger

Auf dem Heimatkongress in Münster schenkte Sänger Heino der NRW-Ministerin Scharrenbach eine alte Schallplatte von sich - mit "Heimat- und Vaterlandsliedern". Nachträglich distanziert sich die CDU-Politikerin davon. Die SPD reagiert empört.

Wie die "Westdeutsche Zeitung" zuerst berichtete, enthält das Album Titel mit nationalistisch anmutendem Charakter. Unter anderem das Lied "Wenn Alle Untreu Werden", das Max von Schenkendorf zwar schon 1814 verfasst hat, das aber später von der SS als das "Treuelied" instrumentalisiert und in einem Liederbuch der SS verbreitet wurde. Keines der Lieder auf dem Album, das im Handel nicht mehr erhältlich ist, steht auf einem Index oder ist gar verboten. Heino hatte den Kongress als einer der von Scharrenbach angeworbenen "Heimatbotschafter" besucht.

Über einen Sprecher ließ Scharrenbach am Mittwoch ausrichten, das von Heino überbrachte Geschenk sei "bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt der politischen Korrektheit überprüft worden". Die Ministerin habe vor der Annahme des Geschenks auch "nicht die Titel der Schallplatte zur Kenntnis genommen". Dafür habe am Rande der Pressekonferenz, bei der das später vom Ministerium verbreitete Foto mit Scharrenbach, Heino und der Schallplatte aufgenommen wurde, keine Gelegenheit bestanden. Eine inhaltliche Nähe der Ministerin zu den Titeln lasse sich aus dem Bild nicht konstruieren. Sie verwahre sich strikt dagegen, "in irgendeiner Weise mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden".

Mehrdad Mostofizadeh, der für die Landtagsgrünen im Heimatausschuss sitzt, sagte: "Man merkt, dass der Vorgang der Ministerin zu Recht peinlich ist. Etwas mehr Sorgfalt im Amt würde ihr gut zu Gesicht stehen."

"Warum Heino?", formulierte der Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Christian Dahm, am Donnerstag die Kernfrage. Wie habe Heino "bei seiner Geschichte" überhaupt einer von 47 "Heimatbotschaftern" einer Ende 2017 gestarteten Kampagne der Ministerin werden können, fragt der kommunalpolitische Sprecher der Fraktion Sven Wolf.

Unkritische Haltung

Heino war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder eine unkritische Haltung zu völkischem Liedgut vorgeworfen worden. Zu Zeiten der Apartheid hatte er in Südafrika seinen Schlager "Schwarzbraun ist die Haselnuss" zum besten gegeben. Für den damaligen badenwürttembergischen Ministerpräsidenten und einstigen NS-Marinerichter Hans Filbinger (CDU) sang er alle drei Strophen des Deutschlandlieds. Das Bundesverdienstkreuz blieb dem 79-jährigen Dauer-Blonden mit der schwarzen Brille deswegen versagt.

Heino hat sich stets gegen Vorwürfe verwahrt, er sei ein musikalischer Rechtsausleger. Immer wieder betonte er, er singe einfach Volkslieder. Seinen Kritikern hielt er vor ein paar Jahren entgegen: "Ich bin nicht schwarzbraun, ihr Haselnüsse!" Heino wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu dem Thema äußern.

mit Agenturmaterial

(tor)
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