Farbe "Cool Down Pink" Keine rosa Zellen für alle Gefängnisse in NRW

Düsseldorf · Rosa Zellen für harte Knastbrüder sollen in den nordrhein-westfälischen Gefängnissen nicht zum Standard werden. Derzeit gibt es keine Absichten, in allen 37 Justizvollzugsanstalten (JVA) des Landes Hafträume in der Farbe "Cool Down Pink" anzubieten.

 Dieses "Rosa" wird es nicht in allen NRW-Gefängnissen geben.

Dieses "Rosa" wird es nicht in allen NRW-Gefängnissen geben.

Foto: dpa, Justizvollzugsanstalt Dortmund

Das bestätigte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) in einer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine CDU-Anfrage. Seit Sommer 2010 haben vier Anstalten in einzelnen Zellen Erfahrungen mit dem angeblich beruhigenden Farbton gesammelt.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Peter Biesenbach wollte es jetzt genauer wissen: "Haben die rosafarbenen "Barbie-Zimmer" inzwischen ihre geheimnisvolle Wirkung entfaltet?", fragte der Jurist die Landesregierung. "Nach wie vielen Minuten stellte sich jeweils eine blutdrucksenkende Wirkung bei den Insassen ein?" Denn die hatte eine Schweizer Farb-Designerin, die den Ton entwickelt hatte, "Cool Down Pink" zugeschrieben.

Harte Beweise gibt es dafür in NRW allerdings nicht. "Entsprechende Untersuchungen wurden nicht vorgenommen", räumte der Justizminister ein und musste auch bei der Frage passen, ob er die Wirkung des Farbtons schon einmal im Selbstversuch erprobt habe. "Nein", gab Kutschaty zu. Die farbliche Gestaltung von Hafträumen gehöre auch nicht zu den drängenden Problemen des Strafvollzugs.

Dortmund verneint Wirkung

Die JVA Dortmund, die sich im vergangenen Jahr auf das Projekt eingelassen hatte, hat ihre rosa Zelle inzwischen wieder weiß gestrichen, weil keine Wirkung feststellbar war. In der JVA Hagen, die bereits seit 2010 mit "Cool Down Pink" experimentiert, sowie in Attendorn und Kleve versuchen die Anstaltsleiter weiter, ihre "harten Jungs" mit rosa zu besänftigen.

"Wir waren von der Hoffnung getragen, dass sich damit die Unterbringung in den Sonderzellen möglichst kurz gestalten lässt", berichtete Horst Schmale, Leiter Sicherheit und Ordnung der JVA Hagen, der Nachrichtenagentur dpa. "Aber eine signifikante Wirkung gibt es nicht."

Der Schuss könne sogar nach hinten losgehen, warnte Biesenbach. Da der Farbton Rosa "mit erheblichen Vorurteilen behaftet" sei, könne das "Barbie-Zimmer" leicht als Demütigung empfunden werden und das Aggressionspotenzial somit zusätzlich erhöhen. Immerhin habe ein Insasse in Dortmund "die zarten Pastelltöne seines Haftraumes aus Frust mit Kot beschmiert".

Das komme allerdings auch in weißen Sonderzellen häufiger vor, berichtete Schmale. Die Unterbringung in der kleinen, nur mit einer Spezialmatratze ausgestatteten Zelle sei schließlich außerordentlich belastend. "Hier kommen nur Leute rein, die sich oder andere gefährden." Die Verweildauer in der rosa Zelle reicht von einigen Stunden bis zu sechs Tagen.

Vor allem in der Schweiz sollen farbwissenschaftliche Studien die beruhigende Wirkung von "Cool Down Pink" belegen. "Dafür haben wir keine Mittel", sagte ein Sprecher des NRW-Justizministeriums dpa. "In Nordrhein-Westfalen ist das kein verpflichtendes Projekt. Nur die Anstalten, die Interesse haben, nehmen teil." Es sei nicht auszuschließen, dass wieder geweißt werde, wenn die rosa Zelle verschmutzt sei, meinte Schmale.

(lnw/felt/jco)
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