Für mehr Landärzte NRW senkt Hürden für das Medizinstudium

Düsseldorf · Über die Zulassung zum Medizinstudium sollen nicht mehr Noten allein entscheiden. Deshalb ist ein Spitzenabitur künftig nicht mehr Pflicht in NRW.

 Ein Landarzt nimmt sein Stethoskop aus dem Koffer (Symbolbild).

Ein Landarzt nimmt sein Stethoskop aus dem Koffer (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Als erstes Bundesland eröffnet NRW zum Wintersemester 2019/20 rund 140 Abiturienten auch ohne Spitzenabitur den Weg ins Medizinstudium. Zum Sommersemester 2020 werden 25 weitere Sonderstudienplätze vergeben. Hintergrund ist die sogenannte Landarzt-Quote, mit der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Versorgung in ländlichen Gebieten verbessern will.

„Interessierte können sich vom 31. März bis zum 30. April 2019 für den Studienstart im Wintersemester bewerben“, kündigte Laumann am Dienstag an. Die Bewerbungsphase zum Sommersemester 2020 läuft vom 1. bis zum 30. September. Die Kandidaten müssen sich verpflichten, nach ihrem Studium für mindestens zehn Jahre als Landarzt in einer unterversorgten Region zu praktizieren. „Bei Verstößen droht ihnen eine Vertragsstrafe in Höhe von 250.000 Euro“, stellte Laumann klar.

Bislang ist die wichtigste Qualifikation für ein Medizinstudium die Abiturnote. Jährlich werden bundesweit nur 11.000 der 50.000 Bewerber an öffentlichen Hochschulen zugelassen. Die NRW-Unis bilden 2000 Ärzte pro Jahr aus. Laut Laumann fehlen in NRW jetzt schon knapp 650 Hausärzte. Tendenz steigend: Rund 6400 der 11.500 Hausärzte in NRW sind älter als 55 Jahre.

Ganz ohne Einfluss bleibt die Abiturnote aber auch nicht für die Quoten-Studienplätze. Das Auswahlverfahren ist zweistufig. Zunächst werden Notenschnitt und ein technischer Test zu je 30 Prozent gewichtet, eine Berufsausbildung oder andere Vorerfahrungen mit 40 Prozent. Wer es in die zweite Stufe schafft, muss in einem Jury-Gespräch soziale Fähigkeiten wie etwa Empathie nachweisen. Mit der Durchführung des Auswahlverfahrens wurde das Landeszentrum für Gesundheit in Bochum beauftragt. Die Ärztekammer Nordrhein kritisierte, dass es für Auswahlkriterien wie Empathie oder Sozialkompetenz keine zuverlässigen Prüfmöglichkeiten gebe.

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