Aktuelle Umfrage So würden die Menschen in NRW jetzt wählen

Düsseldorf · Die Alternative für Deutschland (AfD) könnte mit einem Stimmenanteil von 13 Prozent rechnen, wenn die Bürger in NRW jetzt zur Landtagswahl aufgerufen wären. Dies hat eine von unserer Redaktion in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Instituts Mentefactum (Bielefeld) ergeben.

Landtagswahl 2017 Umfrage: So würden Menschen in NRW jetzt wählen
Foto: Radowski

Die Landespartei ist keineswegs homogen, sondern zerstritten, wie sich Anfang des Monats in Soest bei der Wahl des Spitzenkandidaten zur Landtagswahl am 14. Mai 2017 gezeigt hat. Landeschef Marcus Pretzell bekam nur 54 Prozent der Delegiertenstimmen. Doch diese Querelen spielen für die Parteianhänger offenbar nur eine untergeordnete Rolle.

Von denen, die bei unserer Umfrage bekundet haben, in NRW der AfD ihre Stimme zu geben, haben bei der letzten Landtagswahl — sie fand 2012 statt —18 Prozent SPD gewählt; 13 Prozent hatten sich damals für die CDU entschieden. Fünf Prozent haben die FDP beziehungsweise "Sonstiges" gewählt, und vier Prozent die Linkspartei. Nur den Grünen hat damals keiner seine Stimme gegeben. 19 Prozent sind 2012 nicht zur Wahl gegangen; 26 machten dazu keine Angaben. Elf Prozent waren vor vier Jahren noch nicht 18 und somit noch nicht wahlberechtigt.

Die AfD hat laut Umfrage bei den 18- bis 29-Jährigen mit 19 Prozent ihr größtes Wählerpotenzial. Alle Bildungsabschlüsse — Volks- oder Hauptschule, Mittlere Reife und Abitur — sind in etwa gleichmäßig in ihrer Wählerschaft vertreten.

Bemerkenswert: Von 100 Wählern, die bei der NRW-Wahl vor vier Jahren das Kreuz bei der SPD gemacht haben, würden sich jetzt nur noch 52 Prozent wieder für die SPD entscheiden. Acht Prozent würden zur CDU wechseln und sechs Prozent zur AfD. Jeweils zwei Prozent der ehemaligen SPD-Wähler würden für die Grünen und die Linken votieren. Die FDP käme auf ein Prozent SPD-Wechsler. Elf Prozent würden nicht mehr zur Wahl gehen.

Wahlbeteiligung 2012 bei 59.6 Prozent

Im Gegensatz dazu kann die CDU mit einer größeren Treue ihrer Wähler von damals rechnen: 57 Prozent derjenigen, die 2012 für die Union gestimmt haben, würden dies jetzt wieder tun. Ebenfalls sechs Prozent wie bei der SPD würden lieber der AfD ihre Stimme geben. Fünf Prozent wollen erklärtermaßen zur SPD abwandern, zwei Prozent zur FDP und ein Prozent zu den Grünen. Die Zahl der Nichtwähler liegt mit 15 Prozent höher als bei den Ex-SPD-Wählern.

Die Wahlbeteiligung lag 2012, als Hannelore Kraft für die SPD und Norbert Röttgen für die NRW-CDU antraten, bei 59,6 Prozent. Von den damals 13,2 Millionen Wahlberechtigten machten lediglich 7,9 Millionen Menschen über 18 Jahre von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Mehr als fünf Millionen Frauen und Männer machten nicht mit.

Nach unserer Mentefactum-Umfrage haben 21 Prozent der damaligen Nichtwähler erklärt, SPD zu wählen, wenn jetzt Landtagswahlen in NRW wären. 15 Prozent gaben die CDU an und zehn Prozent die AfD. Auf die FDP entfielen sieben und auf die Linke vier Prozent. Für die Grünen würden sich nur ein Prozent der Nichtwähler von 2012 entscheiden. 21 Prozent gaben allerdings an, sich auch diesmal wieder nicht zu beteiligen; 20 Prozent machten dazu keine Angaben.

Politikwissenschaftler: AfD-Wähler wollen Denkzettel verpassen

Der Wunsch der anderen Parteien, die AfD aus dem Düsseldorfer Landtag herauszuhalten, wird sich nach Lage der Dinge wohl nicht erfüllen. Der Politikwissenschaftler Martin Florack (Uni Duisburg) sieht es so: Die AfD-Wähler wollten vor allem ihre Unzufriedenheit über die politischen Entwicklungen kundtun und den etablierten Parteien einen Denkzettel verpassen. Dem WDR sagte Florack, die reale Politik der AfD oder ihr Auftreten in der Öffentlichkeit spielten für das Wahlverhalten keine Rolle. Deshalb werde es "den anderen Parteien nicht gelingen, die AfD zu entzaubern".

NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft befürchtet, dass die AfD von den jüngsten CSU-Vorschlägen für härtere Zuwanderungsregeln sogar noch profitiert. "Was ich davon halte? Nichts!", sagte sie am vergangenen Freitag vor der Presse. Die Debatte über Obergrenzen bei der Zuwanderung, über die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft und ein Burka-Verbot nützten "der AfD mehr als allen anderen".

(hüw)
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