Kraft privat Mann Udo kümmert sich um den Haushalt

Die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft ist ein Kind des Ruhrgebiets. Seit sie in Düsseldorf Politik macht, kümmert sich ihr Mann Udo mit um den Haushalt.

Kraft privat: Mann Udo kümmert sich um den Haushalt
Foto: AP, AP

Ein Wahlkampftermin in dieser Woche. Hannelore Kraft besucht einen Förderkindergarten in Meinerzhagen. Die Gastgeber staunen, als der Dienstwagen aus Düsseldorf vorfährt. Wer ist denn der junge Mann auf dem Beifahrersitz? Der Begleiter heißt Jan Kraft. Der 17-Jährige nutzt die freie Zeit in den Schulferien, um sich mal anzusehen, wie ein Tag im Politiker-Leben seiner Mutter aussieht.

Jan Kraft ist fast zwei Meter groß. Mehrfach in der Woche trainiert er mit seiner Basketballmannschaft. Die Sportlichkeit hat er von seiner Mutter geerbt, die Rückraumspielerin im Handball war.

Früher hat sich Jan nicht sonderlich für Politik interessiert. Doch dann ging er, mitten in der Finanzkrise, zum Schüleraustausch in die USA und erlebte dort hautnah die Mängel des amerikanischen Gesundheitssystems. "Als er zurückkam, ist er sofort bei den Jusos eingetreten", berichtet Hannelore Kraft mit Stolz.

Heute, beim Wahlkampfauftakt der SPD in Düsseldorf, sitzt Jan mit seinem Vater Udo und Oma Anni Külzhammer ganz vorne in der Philipshalle. Udo Kraft hat in dieser Woche noch dabei geholfen, Wahlkampfplakate aufzustellen. Er kennt seine Hannelore schon seit der Schulzeit. Angeblich soll er dem Nachbarsmädchen auf dem Schulweg Juckpulver in den Nacken gestreut haben. Er dementiert das lächelnd. Die beiden trafen sich 1992 an Weiberfastnacht wieder. Bald wurde geheiratet. Jan kam 1993 zur Welt.

Die Krafts sind eine gut organisierte Familie. Udo Kraft, ein Meister für Elektroinstallation, hält seiner Frau den Rücken frei. Früher hatte er eine eigene Firma, war viel unterwegs. Jetzt kümmert er sich nebenberuflich auch um den Haushalt und hat kochen gelernt. "Viele Leute denken immer, hinter einer starken Frau steht ein schwacher Mann", sagt Hannelore Kraft. "Bei uns ist das nicht so. Der Udo weiß genau, was er will."

Sohn und Ehemann seien oft ihre schärfsten Kritiker, sagt die Spitzenkandidatin der SPD und schmunzelt. Aber auch Mutter Anni, die bei den Krafts mit im Haus lebt und die Golden-Retriever-Hündin "Sandy" ausführt, ist ein Gradmesser dafür, wie gut sie außerhalb der politischen Zirkel in Düsseldorf mit ihren Argumenten ankommt.

Das Haus der Krafts in Mülheim an der Ruhr ist der Rückzugsort der Politikerin. Dort erinnern viele Mitbringsel an die Reiselust der Familie. Schon als Wirtschafts-Studentin verkaufte Hannelore Kraft ihren Audi 60 L, um eine Rucksack-Reise nach Sri Lanka bezahlen zu können. Später studierte sie in London, machte Praktika in der Schweiz und in Frankreich, wo sie Geld für ihr Studium verdiente. Eine wilde Zeit sei das gewesen, sagt sie heute. Die Phase, in der sie gelernt habe, sich durchzubeißen, ihren eigenen Weg zu finden.

Hannelore Kraft stammt aus "kleinen Verhältnissen". Ihr Vater war gelernter Schuhmacher, die Mutter arbeitete als Schaffnerin. Schon als Kind war sie ehrgeizig, wollte in der Schule besser als ihre große Schwester sein, deren Kleider sie auftrug. Als sie aufs Gymnasium wechselte, konnten ihr die Eltern nicht helfen. "Wenn es damals eine Ganztagsbetreuung gegeben hätte, hätte das vieles einfacher gemacht", sagt sie.

Jan Kraft hat es da heute leichter. Seine Eltern sind zwar streng, aber sie lassen ihm auch Freiheiten. Sollte sich ihr Sohn entscheiden, auch in die Politik zu gehen, müsse er auf jeden Fall zunächst einen anständigen Beruf erlernen, stellt Hannelore Kraft klar. Jan liebäugelt damit, Basketballprofi zu werden.

(RP)
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