Nachfolger von Hannelore Kraft Michael Groschek soll neuer SPD-Chef in NRW werden

Düsseldorf · SPD-Kanzlerkandidat Schulz war die Erleichterung deutlich anzumerken: Michael Groschek ist einstimmig vom Landesvorstand der NRW-SPD zum Parteichef nominiert worden – obwohl er für das Wahldebakel mitverantwortlich gemacht wird.

 Michael Groschek im Düsseldorfer Landtag (Archivfoto).

Michael Groschek im Düsseldorfer Landtag (Archivfoto).

Foto: MBWSV

SPD-Kanzlerkandidat Schulz war die Erleichterung deutlich anzumerken: Michael Groschek ist einstimmig vom Landesvorstand der NRW-SPD zum Parteichef nominiert worden — obwohl er für das Wahldebakel mitverantwortlich gemacht wird.

Jetzt brauchen sie Martin Schulz doch noch in Nordrhein-Westfalen. NRW-SPD-Fraktionschef Norbert Römer, Parteivize Jochen Ott und Parteichef in spe Michael Groschek warten auf den SPD-Kanzlerkandidaten. Vor Beginn der Präsidiums- und Vorstandssitzung stehen sie in der Tür zur Parteizentrale an der Düsseldorfer Kavalleriestraße und starren angestrengt in den Regen. Doch der SPD-Kanzlerkandidat lässt noch ein wenig auf sich warten — und gelangt dann durch den Nebeneingang herein.

Dem Vernehmen nach soll Schulz am Freitag auch eine Vermittlerrolle spielen für den Fall, dass der Widerstand zwischen gegen die Besetzung der Führungsspitze doch noch eskaliert. Groschek als Partei- und möglicherweise Kutschaty als Fraktionschef — das ist manchem Genossen dann doch zu viel. Insbesondere an der Basis, aber auch im westfälischen Teil der Partei wundern sich manche dem Vernehmen nach darüber, dass ausgerechnet zwei Ex-Minister die Neuordnung der Partei nach dem Wahldebakel voranbringen sollen. Schließlich trügen sie die Mit-Verantwortung dafür, werfen ihnen Kritiker vor.

"Ein einhelliges und einmütiges Votum"

Um 16:45 Uhr am Freitagnachmittag ist jedoch klar: Groschek soll der neue Parteichef der Nordrhein-westfälischen SPD werden. Einstimmig sei der Entschluss gefallen, verkündet Römer. Groschek fügt hinzu: "Ich freue mich über ein einhelliges und einmütiges Votum." Und auf die Zusammenarbeit mit Martin Schulz vor der Bundestagswahl. Er werde sich darum bemühen, dass die SPD nach herber Niederlage sich nicht als Trauerkloß ins Schneckenhaus drängen lasse.

Am 10. Juni soll der Parteitag Groschek offiziell zum Nachfolger von Hannelore Kraft küren. Sie hatte nach der Wahlniederlage ihre Parteiämter niedergelegt.

Nach der Bundestagswahl von Oktober bis Januar werde die NRW-SPD eine Inventur vornehmen, kündigt Groschek an. Alle "Bessermacher" würden dazu eingeladen mitzubestimmen, wie die neue Sozialdemokratie aussehen soll. "Wir werden alle zurückgewinnen", sagt der 60-Jährige und beendet damit seine kurze Ansprache. Neue Generalsekretärin wird die frühere NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, nachdem Vorgänger André Stinka am Donnerstag zurückgetreten war.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist die Erleichterung über die schnelle Entscheidung deutlich anzumerken, das bringt er auch zum Ausdruck. Er habe die ganze Zeit über engen Kontakt zur NRW-SPD gehalten, sagt er und betont vorsichtshalber noch einmal den Willen zur Geschlossenheit, den er am Freitag in Düsseldorf ausgemacht haben will.

Mit Groschek verbinde ihn eine langjährige Freundschaft, sie kämen aus dem selben Lager, fügt Schulz dann noch hinzu. Er kenne die Mobilisierungskraft des designierten Vorsitzenden. Groschek wisse, wie er Wahlkampf organisieren müsse. Zudem bringe er als bisheriger Bauminister die nötige Kompetenz mit, um ihn beim wichtigen Wahlkampfthema Wohnen zu unterstützen.

Und dann nimmt Schulz Groschek noch gegen Kritik in Schutz, es könne ein Makel sein, dass ein Ex-Minister der älteren Generation jetzt die Verantwortung für die Neuordnung der Partei übernimmt: "Parteien brauchen Kontinuität", stellt der Parteichef klar.

Auch Groschek will diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen: "Ich schäme mich nicht meiner Arbeit", sagt er mit Blick auf seine Bilanz als Minister. Vergnügungssteuerpflichtig sei die neue Aufgabe aber nicht.

(kib)
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