Neuss-Wahlsieger Reiner Breuer im Interview "Ich habe Respekt vor dem, das da auf mich zukommt"

Neuss · Verblüffender Erfolg bei der Kommunalwahl: SPD-Kanidat Reiner Breuer löste in Neuss die CDU ab. Ihm gelang damit etwas Historisches.

SPD-Kandidat Reiner Breuer ließ es nach seinem überraschenden Wahlsieg in Neuss krachen.

SPD-Kandidat Reiner Breuer ließ es nach seinem überraschenden Wahlsieg in Neuss krachen.

Foto: Tinter, Anja

Herr Breuer, Glückwunsch zum sensationellen Wahlsieg im tiefschwarzen Neuss. Wir kurz war die Nacht?

Reiner Breuer Sehr kurz, aber ich habe ausreichend geschlafen. Wer hart arbeitet und dann belohnt wird, der darf es auch mal krachen lassen.

Haben Sie Angst vor der Verantwortung, die auf Sie jetzt zukommt?

Breuer Ich habe keine Angst, denn ich wollte ja Bürgermeister werden. Aber ich habe Respekt vor dem, das da auf mich zukommt. Ein Stichwort ist die Aufnahme und die Integration der Flüchtlinge. Aber ich werde meine Aufgabe für die Stadt und die Neusser mit Herzblut erfüllen. Bei der Bürgermeisterwahl war offenbar die Persönlichkeit der Kandidaten wichtiger als ihre Parteizugehörigkeit.

Hat Ihnen das geholfen?

Breuer Ich gehe davon aus, denn viele haben mir im Vorfeld gesagt, dass sie mich wählen werden, obwohl ich in der SPD bin. Ich werde nun mein Engagement für die Gremienarbeit der SPD etwas zurückfahren und den stellvertretenden Kreisvorsitz niederlegen.

Sie wollen Meister aller Bürger sein?

Breuer Ich übernehme kein Parteiamt, sondern ich werde und will der Bürgermeister aller Neusser sein. Ich werde kein parteipolitisches Neutrum sein, aber ich werde natürlich immer die Interessen der Stadt und ihrer Bürger vertreten.

Die SPD hat Neuss, Kevelaer und Leverkusen gewonnen, Bonn und Oberhausen verloren. War es ein guter oder ein schlechter Tag für die SPD?

Breuer Die Lehre dieses 13. Septembers 2015 ist doch, dass die Zeiten "klarer Verhältnisse" vorbei sind. Die Bürger wählen nicht bei allen Wahlen durchgängig dieselbe Partei. Sie differenzieren sehr stark.

Sie werden Chef einer Verwaltung sein, die seit 70 Jahren von CDU-Leuten geprägt wurde. Stellen Sie sich auf das Bohren dicker Bretter ein?

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Breuer Überhaupt nicht. Ich sehe, dass gute Mitarbeiter im Rathaus gute Arbeit leisten. Da spielt das Parteibuch keine Rolle. Ich werde zunächst mit den Beigeordneten sprechen, die ihre Fachbereiche eigenverantwortlich führen. Mit dem Personalrat werde ich mir das Personaltableau anschauen. Vielleicht macht die eine oder andere Umbesetzung Sinn. Aber keiner im Rathaus muss vor mir Angst haben.

Sie wollen das Rathaus durchlüften. Was heißt das jetzt konkret?

Breuer Neue Ideen, mehr Kreativität, Wettbewerb der Argumente. In einer offenen Atmosphäre möchte ich Potenziale heben, die in der Rathaus-Belegschaft schlummern.

Wahlversprechen waren gestern, morgen müssen Sie liefern ...

Breuer Ich habe nichts versprochen, das ich nicht halten kann.

Wann führen Sie die kostenlose Kita stadtweit in Neuss ein?

Breuer Der Konsens über Fraktionsgrenzen hinweg sollte groß sein. Die Frage ist, wie wir die Gebührenfreiheit finanzieren. Ich kann mir vorstellen, dass der Stadtrat einen Stufenplan beschließt, an dessen Ende die kostenlose Kita steht.

Worauf dürfen sich die Neusser beim Bürgermeister Reiner Breuer freuen?

Breuer Frischen Wind. Neue Ideen, zuverlässige Verwaltungsführung. Bürgernähe. Würdige Repräsentanz der Stadt und ihrer Bürger.

L. Baten stellte die Fragen

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