Nordrhein-Westfalen Kinder sollen schon an Grundschulen programmieren lernen

Düsseldorf · Kinder in NRW sollen schon in den ersten Schuljahren lernen, wie man Computer programmiert. Die Landesregierung stellt sich nach 100 Tagen ein gutes Zeugnis aus – ganz anders als die Opposition.

 Ein Schüler arbeitet in seinem Klassenzimmer am Tablet.

Ein Schüler arbeitet in seinem Klassenzimmer am Tablet.

Foto: dpa

Kinder in NRW sollen schon in den ersten Schuljahren lernen, wie man Computer programmiert. Die Landesregierung stellt sich nach 100 Tagen ein gutes Zeugnis aus — ganz anders als die Opposition.

Die schwarz-gelbe Landesregierung will künftig schon Grundschüler im Programmieren unterrichten. Die entsprechenden Kompetenzen sollen in die Lehrpläne eingefügt werden, kündigte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch im Schulausschuss des Landtages an. Ein eigenes Schulfach ist aber nicht geplant. Daneben soll in Klasse eins bis vier fächerübergreifend mehr ökonomische Bildung vermittelt werden. Zudem will Gebauer Ethik-Unterricht in Grundschulen einführen: "Als Angebot neben dem Religionsunterricht an Grundschulen werden wir das ermöglichen."

Bisher können die Eltern erst von der fünften Klasse an wählen, ob die Kinder den Religionsunterricht besuchen oder in Ethik unterrichtet werden. Mit der Änderung reagiert die Landesregierung auf die wachsende Zahl konfessionsloser Kinder. Die FDP hatte schon 2014 Ethikunterricht an Grundschulen vorgeschlagen. Die CDU sah noch vor einigen Monaten keinen Änderungsbedarf: Viele Konfessionslose nähmen am Religionsunterricht teil.

Lehrer sollen in Sachen Digitalisierung besser qualifiziert werden

Beim Lehrermangel, insbesondere an Grundschulen, gibt es einen Lichtblick. Binnen einer Woche hätten sich auf die 488 ausgeschriebenen Stellen 134 Lehrer beworben, die eigentlich für weiterführende Schulen ausgebildet sind. Gebauer will die Sekundarstufe-II-Lehrer für zwei Jahre an die Grundschulen locken — mit der Garantie, danach entsprechend ihrer Qualifikation weiterbeschäftigt zu werden.

Ihre Regierungserklärung zur Schulpolitik stellte die Ministerin unter das Motto "Aufstieg durch Bildung". Der Digitalisierung der Schulen soll eine Schlüsselrolle zukommen: "Die Schule soll eines der modernsten und das digitalste Gebäude der Stadt sein." Bis 2021 sollen die Schulen in Kooperation mit den Kommunen an ein Gigabit-Netz angeschlossen werden. Dazu müsse auch der Bund seinen Beitrag leisten. Sie erwarte, dass von 2018 an eine Milliarde Euro bereitstehe.

Die um rund neun Millionen auf 609 Millionen Euro erhöhte Schul- und Bildungspauschale für Gemeinden werde substanziell angehoben. Lehrer sollen in Sachen Digitalisierung besser qualifiziert, die Universitätsausbildung überarbeitet werden. Gleichzeitig versprach Gebauer, Lehrer gerechter zu bezahlen. Die Gerechtigkeitslücke bei der Bezahlung von Konrektoren an Haupt- und Grundschulen müsse beseitigt werden.

100 Tage Schwarz-Gelb in NRW

Beim Abitur nach neun Jahren bekräftigte Gebauer ihren Zeitplan, wonach in NRW zum Schuljahr 2019/20 wieder G9 möglich sein soll. Anfang 2018 soll der Gesetzentwurf eingebracht werden. Dann spätestens sollen auch Details zur Wochenstundenzahl oder zum Beginn der zweiten Fremdsprache veröffentlicht werden.

Aus Sicht der Lehrergewerkschaft VBE ist die Behebung des Lehrermangels zentral: "Die schulpolitischen Herausforderungen sind eng verknüpft mit dem Lehrermangel, der dringend eine nachhaltigere Personalplanung erfordert", sagte der VBE-Vorsitzende in NRW, Udo Beckmann, und zog eine Zwischenbilanz der ersten 100 Tage der neuen Landesregierung.

Während der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) zuvor die Arbeit der Regierung zuvor als stilbildend für den Bund charakterisiert hatte, bezeichnete SPD-Oppositionsführer Norbert Römer CDU und FDP als "selbstgerecht und ungerecht". Mit Kosten von mehr als sieben Millionen Euro, vor allem für 139 zusätzliche Stellen, leisteten sie sich den teuersten Regierungswechsel der Landesgeschichte.

(kib, fvo)
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