Mehr Ärzte aus dem Ausland NRW-Minister: Patienten sollten Englisch lernen

Düsseldorf · In Deutschland sind immer mehr ausländische Mediziner tätig, in NRW hat sich ihre Zahl seit 2005 fast verdoppelt. Bessere Englischkenntnisse könnten den Patienten helfen, ihre Ärzte zu verstehen, meint NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD).

 In Deutschland arbeiten immer mehr Ärzte aus dem Ausland. Manche befürchten deshalb Kommunikationsprobleme.

In Deutschland arbeiten immer mehr Ärzte aus dem Ausland. Manche befürchten deshalb Kommunikationsprobleme.

Foto: dpa, David Ebener

Die Opposition ist empört.

 NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) will, dass sich Ärzte aus dem Ausland und Patienten in Deutschland besser verstehen.

NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) will, dass sich Ärzte aus dem Ausland und Patienten in Deutschland besser verstehen.

Foto: Bauer

Die Zahl der Ärzte aus dem Ausland steigt in NRW weiter an. Immer häufiger sind Mediziner aus Rumänien, Bulgarien und Griechenland in den Krankenhäusern tätig. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) weist darauf hin, dass die ausländischen Ärzte durchgängig mehrsprachig seien. Verständigungsschwierigkeiten könnten auch durch bessere Sprachkenntnisse der Kranken gelöst werden. "Das Problem wäre schon gelöst, wenn mehr Patienten als bisher Englisch könnten", sagte Schneider am Rande einer Veranstaltung der Handwerkskammer Münster zum Thema "Integration durch Ausbildung".

Die CDU im Düsseldorfer Landtag kritisierte die Äußerung. Peter Preuß, gesundheitspolitischer Sprecher der Union, sprach von einer "befremdlichen Position". Minister Schneider sehe offenbar eine Bringschuld bei den Patienten, wenn diese Englisch sprechen sollten. "Es wäre doch geradezu ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die 95-jährige Großmutter vor ihrem Arztbesuch demnächst erst einmal eine Sprachprüfung ablegen muss", erklärte Preuß. Dabei sei es ausdrücklich zu begrüßen, wenn zahlreiche zugewanderte Ärzte aus einer Vielzahl von Ländern in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen arbeiten wollten.

Sprachtests wurden neu organisiert

Ein Sprecher von Minister Schneider wies die Kritik zurück. Bei den Äußerungen des Ministers zur Lösung von Kommunikationsproblemen handele es sich letztlich um eine Binsenweisheit. Die Aussage sei keinesfalls als Appell an die Patienten zu verstehen, Englisch lernen zu müssen. Um eine gute Betreuungsqualität für die Patienten zu gewährleisten, hat NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) die Zuständigkeit für die Durchführung von Sprachtests für Ärzte jetzt neu organisiert. Ab sofort sollen die Ärztekammern in NRW die Tests obligatorisch abnehmen.

Seit dem Jahr 2005 hat sich die Zahl der ausländischen Ärzte in NRW fast verdoppelt. Diese müssen vor der Arbeitsaufnahme neben medizinischen Fachkenntnissen auch die Beherrschung der deutschen Sprache nachweisen. In der Vergangenheit waren die Bezirksregierungen in NRW für die Tests zuständig. Wie zu erfahren war, fielen im Regierungsbezirk Köln rund 39 Prozent der Bewerber durch. Die Mediziner müssen sich in einen Text einlesen, ein Patientengespräch führen und einen Arztbrief schreiben. Viele Patienten sind indessen auch mit den Deutsch-Kenntnissen der erfolgreichen Absolventen nicht zufrieden. Die Tests können beliebig oft wiederholt werden. Die Prüfungsgebühr liegt bei 300 Euro.

In NRW fehlen 1000 Ärzte

Wegen des Ärztemangels braucht Deutschland die Mediziner aus dem Ausland. Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen fehlen in NRW derzeit rund 1000 Ärzte. Viele Kliniken suchen mittlerweile gezielt im Ausland nach Nachwuchskräften. So fand im vergangenen Jahr im griechischen Thessaloniki eine Jobmesse für Assistenzärzte statt.

Die Stiftung Patientenschutz verwies darauf, besonders alte und pflegebedürftige Patienten benötigten Ärzte, die sie verstünden und in deutscher Sprache auf sie eingingen. Nach Schätzungen der Stiftung sind rund 20 Prozent aller ärztlichen Behandlungsfehler in Deutschland auf Sprachprobleme zurückzuführen.

Auch der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, erklärte, eine gelungene Verständigung zwischen Medizinern und den Patienten sei wesentlich für eine erfolgreiche ärztliche Behandlung. "Missverständnisse sind eine Fehlerquelle, die es auszuschalten gilt", betonte Henke. Deshalb habe sich die Ärztekammer dafür eingesetzt, dass ausländische Ärzte nun praxisnahe und qualifizierte Fachsprachprüfungen ablegen müssten. Dabei gehe es neben der mündlichen Verständigung auch um die Fähigkeit, eine Behandlung korrekt zu dokumentieren. "Darauf zu hoffen, dass die Patienten sprachliche Defizite der Ärztinnen und Ärzte kompensieren können, hat schon von daher wenig Sinn", merkte Henke an.

(gmv)
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