Kampf gegen Jugendkriminalität NRW plant Erziehungscamp für Neunjährige

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) plant eine radikale Frühintervention gegen Jugendkriminalität. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte unserer Redaktion, es sei geplant, ein Konzept aus der Untersuchungskommission "zur Prävention von Kinder- und Jugendkriminalität" umzusetzen. Danach sollen schon verhaltensauffällige Kinder im Alter von neun oder zehn Jahren "pädagogisch hochintensiv" betreut werden.

Die Kriminalitätsentwicklung in Düsseldorf 2009
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Die Kriminalitätsentwicklung in Düsseldorf 2009

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Foto: ddp

"Besser frühe als zu späte Hilfe" laute das Motto, so der Sprecher. Bei etwa 80 Prozent aller auffälligen Kinder lasse sich schon gegen Ende der Grundschulzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen, ob sie die Intensivtäter-Laufbahn einschlügen. Nur zu einem frühen Zeitpunkt und durch intensive Pädagogik ließen sich auffällige Kinder noch prägen, hieß es.

Die Landesregierung will erste Modellprojekte schon 2011 mit rund 20 Millionen Euro finanzieren. Ziel ist es, ein deutschlandweit bislang unerreichtes Betreuungsverhältnis zu schaffen: Jedes Kind soll einen Betreuer ganz für sich bekommen. Die Kosten pro Kind werden mit 50.000 bis 60.000 Euro pro Jahr beziffert.

Wo die Einrichtungen entstehen sollen, ist bislang noch unklar. In Deutschland dürfen Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr nur in offenen, nicht aber in geschlossenen Heimen betreut werden. Das Konzept des Innenministeriums sieht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung vor. Würden offene Einrichtungen in abgelegenen Ecken und auf dem Land errichtet, hätten Kinder "keine Anreize zum Weglaufen", heißt es im Ministerium. Das belegten auch "die skandinavischen Länder, in denen solche Heime verbreitet sind". Innenminister Jäger hofft, mit der neuen Form der Frühintervention so viele Straftäterkarrieren zu verhindern, dass ein Teil der Kosten wieder hereinkommt. Schließlich verursachten auch Straftaten und JVA-Aufenthalte Millionenkosten.

Opposition begrüßt Vorschlag

Die Opposition im Düsseldorfer Landtag begrüßte den Vorstoß des Innenministeriums. "Das Konzept der Eins-zu-eins-Betreuung kann erfolgreich sein", sagte Peter Biesenbach, Innenexperte der CDU-Fraktion, auf Anfrage. Es komme darauf an, eine effektive Nachbetreuung der Unterbringung sicherzustellen. Dazu sei eine bessere Personalausstattung der Jugendämter unausweichlich. Offene intensivpädagogische Einrichtungen seien die bessere Alternative zur Herabsetzung der Strafmündigkeit. Die Vorgängerregierung hatte bereits 2008 in Bedburg-Hau eine sozialtherapeutische Einrichtung für Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren eröffnet.

Auch Horst Engel, innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, befürwortete die Pläne. Der Innenminister habe "alles richtig gemacht", sagte der Liberale. Bei den Problemkindern müsse man sich auf lange Betreuungszeiten einstellen. "Mit ein paar Monaten ist es nicht getan", sagte Engel. Er könne sich vorstellen, dass es einen einstimmigen Beschluss im Landtag geben wird.

(RP)
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