Unterhaltsvorschuss für Trennungskinder NRW springt immer häufiger für säumige Väter und Mütter ein

Düsseldorf · Wenn Väter oder Mütter den Unterhalt für ihre Kinder nicht zahlen, streckt der Staat das Geld vor - und das passiert immer öfter: NRW rechnet 2018 mit dreimal so hohen Ausgaben wie 2016. Das Geld wird aber nur selten wieder bei den säumigen Eltern eingetrieben.

 80 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen (Symbolbild).

80 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen (Symbolbild).

Foto: Linda Hammer

Die Zahlen spiegeln wider, dass der Staat sich zunehmend um Alleinerziehende als eine der Hauptrisikogruppen für Armut kümmert. Rund drei Viertel der getrennten Väter kommen ihrer Unterhaltspflicht nicht oder nur teilweise nach, berichtete der Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter (VAMV). Damit die zurückgelassenen Mütter (und manchmal Väter) besser dastehen, hat der Bund rückwirkend zum 1. Juli festgelegt, dass der Staatsvorschuss für Unterhalt auch für Kinder ab dem zwölften Lebensjahr bis zur Volljährigkeit ausgezahlt wird. Bis dahin gab es Geld nur für Kinder bis elf. Der monatliche Betrag beträgt 150 Euro bis zum fünften Lebensjahr, 201 Euro bis zum elften Lebensjahr, danach 268 Euro.

Dabei ist die Lage dramatisch. Rund 46 Prozent der Alleinerziehenden in NRW sind Bezieher von Hartz IV - fast fünfmal so viele wie unter Paaren mit Kind (9,7 Prozent), bundesweit liegen die Zahlen jeweils um ungefähr ein Fünftel niedriger. Das ergab eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Frauen machen mehr als 80 Prozent der Alleinerziehenden aus. Sie haben häufig schlechter bezahlte Stellen als ihre Ex-Partner, weil sie sich während der Ehe weniger intensiv um ihre berufliche Entwicklung gekümmert haben als der Mann. Als Mutter eines Kindes sind sie nach der Trennung weit überdurchschnittlich oft auf Teilzeit angewiesen. "Trennung ist sehr häufig die Hauptursache für Armut", sagte der Armutsforscher Christoph Butterwegge. "Weil Mütter sehr of auf prekäre Arbeitsverhältnisse angewiesen sind, haben deren Kinder ein entsprechend hohes Armutsrisiko."

42 Prozent der Alleinerziehenden gelten laut Bertelsmann-Studie als armutsgefährdet, weil ihr Einkommen unter 60 Prozent des Bevölkerungsschnitts liegt - in der gesamten Bevölkerung liegt diese Quote nicht einmal halb so hoch.

Was ist zu tun? Fast alle Parteien sind sich einig, dass das Angebot an Kita-Plätzen stark verbessert werden muss, damit Mütter in der Ehe und erst recht nach einer Trennung leichter arbeiten können. NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP): "Das unterstützen wir weiter mit einem qualitativen und quantitativen Ausbau der Kitas."

Die Städte sollten Unterhalt bei Vätern konsequenter eintreiben, forderte Nicola Berkhoff, Vorstand vom VAMV NRW. In Bayern holen sich die Behörden 36 Prozent des vorgestreckten Unterhalts wieder - in NRW sind es 25 Prozent, bundesweit 23 Prozent. Außerdem regt der Alleinerziehenden-Verband eine höhere Grundsicherung für alle Kinder an. So würden die Kosten für die Versorgung der nächsten Generation stärker von der Gesellschaft getragen. Die erfahrene Psychologin Rosemarie Bender rät: "Junge Frauen sollten nur noch Berufe anstreben, die ein wirklich solides Einkommen bringen. Frauen müssen auf eigenen Beinen stehen können."

(rky)
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