CDU will Bildungspolitik angehen NRW-Schulen ächzen unter Lehrermangel

Düsseldorf · Dem Philologenverband zufolge fehlen in Nordrhein-Westfalen allein an den Gymnasien rund 1000 Stellen. CDU-Wahlsieger Armin Laschet will den Unterrichtsausfall bekämpfen und Seiteneinsteiger anlocken.

 Ein leeres Klassenzimmer (Symbolfoto). Der Philologenverband in NRW sagt, allein an Gymnasien fehlten 1000 Stellen.

Ein leeres Klassenzimmer (Symbolfoto). Der Philologenverband in NRW sagt, allein an Gymnasien fehlten 1000 Stellen.

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Lehrer, Eltern und Verbände in NRW fordern von der neuen Landesregierung eine deutliche Aufstockung des Personals und zum Teil auch eine klare Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. "Allein an den Gymnasien in NRW fehlen rund 1000 Stellen", sagte Peter Silbernagel, Landesvorsitzender des Philologenverbandes. Die Personalausstattung der Schulen liege landesweit zwischen 98 und 102 Prozent. Das sei schon wegen des Vertretungsbedarfs bei Weitem nicht ausreichend.

Die Erwartungen an die neue Landesregierung sind hoch. "Bei der Unterrichtsversorgung ist zum Beispiel Hessen vorbildlich", sagte Ingrid Habrich, Vorsitzende der Rheinischen Direktorenvereinigung: "Die haben schon lange eine 104-prozentige Ausstattung der Schulen." Jede Schule könne dann ihre eigene Vertretungsreserve bilden.

Die Gymnasien in der Region haben allerdings im Schnitt nur knapp 101 Prozent der Stellen zur Verfügung, die sie rechnerisch nach ihrer Schülerzahl nötig hätten. Das hatte vor einigen Wochen eine Serie von Anfragen der bisherigen CDU-Opposition an das Schulministerium ergeben. CDU-Fraktionsvize Klaus Kaiser sagte damals: "Um Unterricht zu garantieren, brauchen Schulen eine Lehrerversorgung von 105 Prozent." Die wird allerdings nur an den Hauptschulen erreicht.

CDU kündigt Investitionen an

Der voraussichtliche NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte in der "Bild am Sonntag" angekündigt, die neue schwarz-gelbe Landesregierung werde mehr Lehrer einstellen und mehr Geld für die Sanierung von Schulen bereitstellen. Sie werde es zu einem Schwerpunkt machen, den Unterrichtsausfall systematisch zu erfassen und zu bekämpfen. Zudem sollen Nicht-Akademiker leichter an Berufsschulen eingesetzt werden können. Auch FDP-Chef Christian Lindner hatte sich für eine Unterrichtsgarantie ausgesprochen. Die Koalitionsverhandlungen sollen bis zur Sommerpause abgeschlossen sein.

Wahlanalysen zufolge waren die Schulpolitik der Vorgänger-Regierung und die desolate Lage an den Schulen ein entscheidender Grund dafür, dass Rot-Grün in NRW abgewählt wurde. Noch-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zufolge sind mehr als 4300 Planstellen im gesamten Schulbereich unbesetzt.

Abwartend äußerte sich Regine Schwarzhoff, Vorsitzende des Elternvereins NRW: "Wir begrüßen es zwar, dass Herr Laschet den Unterrichtsausfall flächendeckend erfassen will", sagte sie. Welche Konsequenzen daraus folgen sollten, sei aber bisher offen.

Das Burnout-Risiko ist aktuell hoch

Die Auswirkungen vor Ort bekommen die Lehrer täglich zu spüren. "Es gibt keine Vertretungsreserve, keinen Puffer, denn alle Lehrer sind mit ihrem eigenen Unterricht beschäftigt",weiß Anne H., Lehrerin an einem Kölner Gymnasium, aus eigener Erfahrung. Das Burnout-Risiko sei hoch. Aus Sicht von Marita T., Sonderpädagogin an einer Grundschule in Kaarst, führt der Lehrermangel an den Grundschulen unter anderem dazu, dass Kinder mit Förderbedarf viel zu wenige Extra-Stunden bekämen.

Ulrich Czygan, Vorsitzender der Landeselternschaft der Gymnasien in Nordrhein-Westfalen, forderte: "Wir müssen G9 flächendeckend wieder einführen, alles andere ist Murks." Eine Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigem Modell führe nur dazu, dass es zu Kämpfen innerhalb der Schulen komme.

(fvo)
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