Vier Niederlassungen betroffen NRW will alle Westspiel-Casinos privatisieren

Düsseldorf · Die Landesregierung bereitet die Privatisierung der Westspiel-Gruppe vor. Das bestätigte das NRW-Finanzministerium am Sonntag auf Anfrage unserer Redaktion.

 Roulette im Casino (Symbolbild).

Roulette im Casino (Symbolbild).

Foto: WestSpiel

Die landeseigene Westspielgruppe betreibt in NRW vier Spielcasinos. Sie stehen in Duisburg, Aachen, Dortmund-Hohensyburg und Bad Oeynhausen. Die Gruppe beschäftigt 1026 Mitarbeiter.

"In einem im Umbruch begriffenen Glücksspielumfeld steht auch der Betrieb von Casinos durch die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen zur Diskussion", so das Finanzministerium. Offiziell firmiert die Westspielgrupe als Tochter der landeseigenen NRW-Bank. "Im Vergleich der Länder zeigt sich, dass weder der Staat noch eine staatliche Förderbank Casinos betreiben müssen. Deshalb schlägt das Ministerium der Finanzen dem Landeskabinett vor, einen Prozess zu starten, der zukünftig die Casinos in Nordrhein-Westfalen in private Eigentümerschaft überführt", so das Ministerium weiter.

Die "strengen Standards bei Aufsicht und Missbrauchsvermeidung" sollen dabei gewahrt werden. Am 8. Mai berät das Kabinett über den Vorschlag des Finanzministers, die Zustimmung gilt als sicher.

Weitere Landesbetriebe vor der Privatisierung

Im Koalitionsvertrag kündigte die schwarz-gelbe Landesregierung bereits eine Privatisierungsoffensive an: "Wir prüfen das Beteiligungsportfolio des Landes auf Privatisierungsmöglichkeiten", heißt es dort. Weitere Unternehmen in Landesbesitz sind unter anderem die Kölner und die Düsseldorfer Messe, die Duisburger Hafen AG, und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB). Der angestrebte Verkauf der Westspiel-Gruppe ist das erste namhafte Privatisierungsprojekt von Schwarz-Gelb.

Schon der ehemalige NRW-Wirtschaftsminsiter Garrelt Duin (SPD) hatte 2016 versucht, die Westspiel-Gruppe zu privatisieren und ein entsprechendes Gutachten bei der Westspiel-Mutter NRW-Bank in Auftrag gegeben. Die damalige Begründung des Wirtschaftsministeriums: "Spielbanken gehören nicht zum Kerngeschäft einer Bank." Duins Plan ist aber an Widerständen innerhalb der damaligen Regierung gescheitert.

Das Geschäft der Westspiel-Gruppe ist überwiegend defizitär. In der jüngeren Vergangenheit musste die Gruppe mehrmals mit Sondereffekten desaströse Verluste im Tagesgeschäft ausgleichen. Zuletzt machte die Gruppe Schlagzeilen mit dem Notverkauf von zwei wertvollen Warhol-Gemälden. Zudem wurde sie heftig kritisiert für üppige Manager-Boni, die in starkem Kontrast zu der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung der Gruppe standen.

Als möglicher Interessent gilt die Gauselmann-Gruppe, die man als Betreiber der Merkur-Spielotheken kennt. Sie hatte schon bei Duins Privatisierungs-Vorstoß Interesse signalisiert.

(tor)
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