Programm zur Verhinderung von Einbrüchen "Predictive Policing" soll ab 2018 in ganz NRW eingesetzt werden

Düsseldorf · Mithilfe eines komplexen Computersystems wurde die Zahl der Wohnungseinbrüche in einigen NRW-Städten im letzten Jahr deutlich gesenkt. Das Programm ermittelt, an welchen Orten die Wahrscheinlichkeit für Einbrüche besonders hoch ist. Die Polizei kann dann eingreifen. Ab 2018 soll das System in ganz NRW zum Einsatz kommen.

 Felix Bode, Teilprojektleiter des "SKALA" Projektes, erklärt Einzelheiten am Monitor.

Felix Bode, Teilprojektleiter des "SKALA" Projektes, erklärt Einzelheiten am Monitor.

Foto: dpa, rwe fpt

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche offenbar weiter rückläufig. Nach Angaben des Innenministeriums gab es in den ersten drei Monaten dieses Jahres landesweit 14.422 Fälle und damit rund 30 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres. "Der deutliche Rückgang zeigt: Unsere Maßnahmen gegen Einbruch wirken", betonte Innenminister Ralf Jäger (SPD).

 NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und Landeskriminalamtchef Uwe Jacob (r.) erklären die Ziele von Skala.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) und Landeskriminalamtchef Uwe Jacob (r.) erklären die Ziele von Skala.

Foto: dpa, rwe fpt

Als einen Grund für den die rückläufigen Zahlen nannte Jäger die computergestützte Straftaten-Vorhersage, das sogenannte Predictive Policing. Nach seinen Angaben helfe die die neue Prognose-Software "System zur Kriminalitätsanalyse und Lageantizipation" (Skala), Einbrüche zu verhindern und zu verfolgen. Das Programm erfasse Daten wie Tatort und Tatzeitpunkt und verarbeite diese dann mit frei verfügbaren Informationen über Bebauung, Sozial- und Infrastruktur einer Stadt. Nach Angaben des Ministers bestimme dann ein Algorithmus auf dieser Daten-Grundlage, wo ein Hot Spot, also ein Einbruchsschwerpunkt liegt, an dem die Wahrscheinlichkeit für weitere Einbrüche hoch sei und an dem die Polizei deshalb besonders präsent und aufmerksam sei. "Aber letztlich verhindert nicht der Algorithmus Einbrüche, sondern die Polizei", betonte Jäger.

Polizeibeamte befürworten das neue System

In NRW arbeiten bereits die Polizeipräsidien Düsseldorf, Köln, Essen, Gelsenkirchen und Duisburg mit "Skala". Im Juni kommt mit Bonn die sechste Behörde hinzu. Das Feedback der Polizisten sei durchweg positiv, sagte Jäger. "Bei den Polizeibeamten genießt Skala hohe Akzeptanz", so der Minister. "Deshalb wollen wir, dass SKALA Anfang 2018 landesweit zum Einsatz kommt."

Kritik an der Software kam hingegen von der Opposition im Düsseldorfer Landtag. FDP-Innenexperte Marc Lürbke bezeichnete "Predicitve Policing" als ein gescheitertes Projekt, das nur ein weiteres Placebo im Kampf gegen Wohnungseinbrecher sei. "Selbst wenn Gebiete mit höherer Einbruchswahrscheinlichkeit durch das Computerprogramm benannt werden können, fehlen vor Ort immer noch die Polizeibeamten, um in diesen Wohnortvierteln dauerhaft Einbrüche zu verhindern", betonte Lürbke.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW ist seit dem vergangenen Jahr rückläufig. So waren 2016 die Zahlen in NRW um 15,7 Prozent zurückgegangen: Von 62.362 Fällen in 2015 auf 52.578 Fälle.

(csh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort