Rohstoffvorkommen Riesige Erdgasfelder in NRW

In Tiefen zwischen 100 und 1000 Metern lagert unter der nordrhein-westfälischen Erdoberfläche eines der größten Gasvorkommen in Europa. Neue Techniken und die hohen Gaspreise machen die Erschließung der Felder attraktiv.

 In NRW lagern große Erdgasvorkommen, über deren Ausbeutung nun verhandelt wird.

In NRW lagern große Erdgasvorkommen, über deren Ausbeutung nun verhandelt wird.

Foto: Wirtschaftsministerium NRW

Die internationalen Energiekonzerne haben sich bereits Bohrrechte in Nordrhein-Westfalen reserviert, das Land und die Kommunen hoffen auf eine neue Geldquelle: Wie das NRW-Wirtschaftsministerium mitteilt, lagern in NRW riesige Erdgasvorkommen — mindestens 1000, vielleicht sogar 2200 Kubikkilometer, so das Schreiben an die Landtagsabgeordnete Wibke Brems (Grüne), das unserer Redaktion vorliegt. Die größten Vorkommen werden demnach im Münsterland vermutet. Zum Vergleich: Das größte europäische Vorkommen bei Groningen (Niederlande) ist mit 2850 Kubikkilometern kaum größer.

"Die Möglichkeiten der Förderung werden über Probebohrungen schon seit 1963 geprüft", sagte der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion. Seither nimmt ein knappes Dutzend Konzerne aus aller Welt immer wieder Probebohrungen vor — zuletzt hat im Jahr 2008 eine Tochter des us-amerikanischen Öl-Multis ExxonMobil in Minden gebohrt.

Neue Techniken — neue Preise

Bislang blieb das ohne Folgen, weil das NRW-Gas im Unterschied zu klassischen Gasfeldern überwiegend in kleinen Gesteinsblasen eingeschlossen ist. Neu sind aber die Techniken, mit denen inzwischen auch solche sogenannten "unkonventionellen Gasvorkommen" gefördert werden können. Und neu sind die Rekordpreise, zu denen Gas heutzutage gehandelt wird. Erst sie machen den Einsatz der neuen Technik zum Beispiel in den USA bereits profitabel. Die Einstellung zwischen abwartender Skepsis und Goldgräberstimmung fasst Voigtsberger so zusammen: "Die geologische Situation ist offenbar so, dass die Chance besteht, das Gas eventuell mit neuen Techniken zu fördern."

Das könnte die klammen Kassen im Land füllen. Zwar "gehört das Gas dem, der es fördert", sagt Voigtsberger. Aber die Kommunen und das Land werden im Förder-Fall über Abgaben an den Gewinnen beteiligt. Abgesehen von den Probebohrungen ist das Land aber noch weit von der Genehmigung "richtiger" Bohrlöcher entfernt. Doch etliche Unternehmen haben sich mit sogenannten Claims bereits Förder-Flächen reserviert.

Und schon gibt es Streit: Bei der neuen Fördertechnik wird mit hohem Druck Wasser in die Bohrlöcher gepumpt, um das Gestein aufzusprengen. Dabei werden dem Wasser giftige Chemikalien beigemischt, was in den USA bereits in mehreren Fällen das Grundwasser radioaktiv verseucht hat. Deshalb formieren sich auch in NRW schon die ersten Bürgerinitiativen. "Das Gas darf nur gefördert werden, wenn die Umweltverträglichkeit gewährleistet ist", warnte Monika Düker, Chefin der nordrhein-westfälischen Grünen.

Der Geologe Hilmar Rempel von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sieht diese Gefahr im Münsterland allerdings nicht. "In den USA liegt das Erdgas sehr nah an den grundwasserführenden Erdschichten. Im Münsterland aber lagert das Gas in einer Tiefe zwischen 100 und 1000 Metern. Das Grundwasser liegt weit darüber", sagte der Energieexperte. Die Risiken einer Vermischung von Gas oder Chemikalien mit dem Grundwasser seien deshalb sehr gering.

(RP)
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