Neues Projekt in NRW Schüler bekommen Berufsempfehlung zum Zeugnis

Düsseldorf · Schüler in NRW sollen künftig schon in der Schule zu einem konkreten Berufsziel hingeführt werden. Das sieht ein neues Übergangssystem vor, auf das sich die rot-grüne Landesregierung mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Kammern und Kommunen verständigt hat.

Schulen in NRW - Fakten im Überblick
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

"Ziel ist es, ausbildungsreifen Jugendlichen möglichst rasch nach der Schule den Einstieg in eine Berufsausbildung zu ermöglichen", sagte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Dazu gehören gezielte Praktika in Betrieben. "Bislang war es den Schülerinnen und Schülern überlassen, welche Praktika sie absolvieren. Jetzt werden die Jugendlichen frühzeitig unterstützt", sagte Schneider. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) erklärte, NRW sei das erste Flächenland, das den Übergang von der Schule in den Beruf Schritt für Schritt landesweit systematisiere.

Persönliche "Übergangsempfehlung" für jeden

Neu ist, dass alle Jugendlichen eine persönliche "Übergangsempfehlung" erhalten, die den Schülern des neunten und zehnten Jahrgangs separat zum Zeugnis ausgehändigt wird. Darin zeigen die Lehrer den Jugendlichen Anschlussperspektiven für mögliche Berufsfelder und Ausbildungswege auf. Die Empfehlung gilt als richtungsweisend. So soll erklärt werden, ob eine Ausbildung im kaufmännischen oder gewerblich-technischen Bereich sinnvoll ist. Die "individuellen Neigungen und Interessen" der Schüler seien dabei "vorrangig zu berücksichtigen", heißt es im Konzept der Landesregierung. Inge Howe, Vize-Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, erklärte: "Die Übergangsempfehlung wird auch den möglichen Ausbildungsbetrieben eine bessere Orientierung ermöglichen."

Mit Beginn des neuen Schuljahrs werden zudem zunächst sieben Referenzkommunen (Bielefeld, Dortmund, Mülheim, Städteregion Aachen, die Kreise Borken, Siegen-Wittgenstein sowie der Rheinisch-Bergische Kreis) Koordinierungsstellen einrichten. Sie sollen Schüler an Betriebe vermitteln. Bis 2018 soll das Programm landesweit umgesetzt sein. Jede Beratungsstelle soll mit bis zu vier Mitarbeitern ausgestattet sein. Land und EU finanzieren jeden Mitarbeiter mit etwa 15.600 Euro jährlich zur Hälfte.

Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP im Landtag, kritisierte das Programm. "Die Unternehmen wollen mündige Auszubildende, die ihre Berufswahl eigenverantwortlich treffen können ohne staatliche Bevormundung", sagte der Liberale. Sigrid Beer, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, wies die Kritik zurück: "Wir wollen die Schüler nicht bevormunden, sondern ihnen Chancen aufzeigen, die sie sonst nicht entdeckt hätten."

(RP/felt/csi)
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