NRW-Studie So sehen wir die Zukunft unseres Landes

Düsseldorf · Optimismus zeichnet die Bürger in NRW aus. Mehr als die Hälfte sagt, dass sich das bevölkerungsreichste Bundesland in den vergangenen Jahren eher zum Vorteil entwickelt hat. Junge Leute rechnen für sich persönlich mit mehr Wohlstand.

Umfrage zur Zukunft in NRW
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Foto: Endermann, Andreas

"Den Menschen geht es zwar mehr oder weniger gut, aber ihre Erwartungen an die Politik werden nicht erfüllt", sagt der Kommunikationsberater Klaus Kocks. Nur ein Fünftel der Bürger findet zudem, dass die Landesregierung genug unternimmt, um die Gründung neuer Unternehmen zu unterstützen. 60 Prozent meinen, Düsseldorf müsse mehr für junge Firmen tun. "Dieses Ergebnis bestätigt, dass es für das Land nicht ausreicht, von neuen Gründungen zu reden", sagt der Kölner Wirtschaftsprofessor Klemens Skibicki. Seine Forderung: "Das Land muss handeln und bürokratische Hemmnisse abbauen und insbesondere neue Internetfirmen anlocken."

Das Forschungsinstitut Prognos sagt dem bevölkerungsreichsten Bundesland eine gute Zukunft voraus. Das Bruttoinlandsprodukt in NRW, also die Summe aller erwirtschafteten Güter und Leistungen, werde bis 2030 um 1,3 Prozent pro Jahr zunehmen; die jährliche Wirtschaftsleistung pro Kopf von 33 621 auf rund 43 000 Euro steigen.

So sehen Bürger in NRW ihre Zukunft
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Der Forsa-Studie zufolge glauben 19 Prozent der Bürger, dass es den Industrieunternehmen in NRW in 15 Jahren "besser" geht, 53 Prozent rechnen mit einer ähnlichen Lage wie jetzt, 23 Prozent glauben an eine Verschlechterung bis 2030. Gleichzeitig rechnen 43 Prozent damit, dass Wettbewerber aus Amerika oder Asien den hiesigen Unternehmen Geschäfte wegnehmen. "Solche Aussagen zeigen, dass der Bevölkerung klar ist, wie hart der internationale Wettbewerb gerade im digitalen Zeitalter ist", sagt Skibicki.

Darüber hinaus befürchten 40 Prozent der Arbeiter eine schlechtere Lage der Industrie in 2030. Diese Sorgen teilen aber nur halb so viele Angestellte, Beamte und Selbstständige. "Diese Antworten spiegeln wider, dass einfache Tätigkeiten eher in Billiglohnländer verlagert werden als anspruchsvolle Aufgaben", sagt die Psychologin Rosel Bender von der Hürther Beratungsfirma Personaltransfair. "Also sehen Arbeiter auch pessimistischer in die Zukunft der Industrie", betont Bender.

An diesen Orten entsteht die Zukunft NRWs
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Foto: Bayer/Dirk Hansen

Jeder zweite Befragte erwartet für sich persönlich in 15 Jahren genauso gute Verhältnisse wie jetzt, immerhin 27 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung, 16 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.

Die Studie offenbart zudem große Sorgen vor einer Reihe von Entwicklungen: 75 Prozent der Bürger glauben zwar, dass erneuerbare Energien künftig eine "sehr große" oder "große" Rolle spielen werden. 62 Prozent der Befragten befürchten aber, dass die Wirtschaft in NRW aufgrund zu hoher Energiekosten geschwächt wird. Sogar unter den Anhängern der Grünen sorgen sich 54 Prozent der Befragten vor einem Preisanstieg beim Öko-Strom.

Dass von den ab 45-Jährigen nur jeder Zwölfte mit mehr Geld in der Zukunft rechnet und bei den Bürgern ab 60 Jahren sogar nur neun Prozent, liegt nahe - denn nur wenige ältere Menschen machen noch große Gehaltssprünge.

41 Prozent der jungen Menschen bis 29 Jahren rechnen mit einem höheren Lebensstandard in 15 Jahren; unter den 30- bis 44-Jährigen sind es noch 36 Prozent. "Dieser relativ hohe Optimismus junger Menschen zeigt, dass sie für sich meistens mit einem guten Berufseinstieg und dann Aufstieg rechnen", sagt Bender. Gerade die jungen Menschen in NRW hätten trotz Eurokrise einen gewissen Optimismus behalten, betont die Psychologin.

Der Optimismus der Jugend zeigt sich auch bei anderen Themen: Nur zehn Prozent der unter 30-Jährigen rechnet mit einer schlechteren Situation der Industriekonzerne in 2030 - im Bevölkerungsschnitt sind es 23 Prozent. Fast 60 Prozent der unter 30-Jährigen rechnen zudem damit, dass die deutsche Industrie gut gegen Wettbewerber standhält.

Die Studie zeigt auch, auf welche Branchen die Bevölkerung am meisten setzt: Die Aussichten von Informatik und Telekommunikation bewerten 19 Prozent als "sehr positiv"; 63 Prozent als "eher positiv." Bei den Energieunternehmen erwarten hingegen 37 Prozent der Befragten eine negative Entwicklung bis 2030. Und auch mit der Autoindustrie verknüpfen 51 Prozent der NRW-Bürger "eher negative" Erwartungen.

Das Ende des Bochumer Opel-Werks wirkt bei vielen Menschen im Land offenbar noch nach.

(RP)
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