Streit um Themaitisierung von Homosexualität im Unterricht Löhrmann: Eltern bei Sexualaufklärung in der Pflicht

Berlin · Im Streit über die Thematisierung von Homosexualität an staatlichen Schulen sieht die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Sylvia Löhrmann (Grüne), die Eltern bei der Sexualaufklärung in der Pflicht.

Porträt: Das ist Sylvia Löhrmann
9 Bilder

Porträt: Das ist Sylvia Löhrmann

9 Bilder

"Die Sexualerziehung ist zunächst Aufgabe der Eltern, die durch die Schule ergänzt wird", sagte die nordrhein-westfälische Schulministerin der "Welt am Sontag". Daher sei "in Nordrhein-Westfalen klar geregelt, dass Lehrerinnen und Lehrer die Eltern vor Beginn der Unterrichtsreihe informieren". Dies habe sich bewährt: "Wir machen die Erfahrung, dass Toleranz und Verständnis für unterschiedliche Einstellungen und Haltungen wachsen, je intensiver der Austausch ist."

Dahingegen bezweifelt der Deutsche Lehrerverband, dass die Eltern sich ihrer Verantwortung bei dem Thema stellen. Der Vorsitzende des Verbandes, Josef Kraus, sagte, Eltern neigten dazu, das Thema an die Schulen zu delegieren. "Die Sexualaufklärung wird häufig abgegeben. Das halte ich für eine schwierige Entwicklung", sagte er der Zeitung.

In den vergangenen Wochen war es in Baden-Württemberg zu heftigen Auseinandersetzungen über den Entwurf eines neuen Bildungsplans gekommen. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) möchte darin unter anderem einen offeneren Umgang mit Homosexualität im Schulunterricht verankern. Löhrmann stellte sich hinter dieses Anliegen: Obwohl man bereits heute "offener" mit dem Thema Homosexualität umgehe "als vor zwanzig Jahren", bleibe "die Bekämpfung von Vorurteilen eine wichtige Aufgabe, auch für die Schule", sagte Löhrmann. Der "Abbau von Diskriminierung" sei "Auftrag des Grundgesetzes".

Ein Sprecher des baden-württembergischen Kultusministeriums sagte der "Welt am Sonntag", dass sein Haus im Zuge der Auseinandersetzungen um den Bildungsplan eine "Menge polemischer, intoleranter und verletzender Meinungsäußerungen" registriert habe. Daher sei "noch einiges zu tun" für das Erreichen des Ziels, "dass die Schule zu einem Ort der Offenheit, der Toleranz und des gegenseitigen Respekts wird".

Das Ministerium werde die Arbeit an dem Bildungsplan transparent und im Dialog mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen fortsetzen. "Der gesamte Reformprozess wird durch einen Beirat begleitet, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen vertreten sind. Die jeweiligen Entwürfe werden im Internet veröffentlicht, und wenn die erste Fassung des Bildungsplans dann fertiggestellt ist, wird es noch eine Anhörung aller relevanten Verbände und Gruppen geben."

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort